Leben

Inge Auerbacher erzählt, wie sie als Kind den Holocaust überlebte: „Ich bin ein Stern!“

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AUTOR/IN
Igal Avidan

Inge Auerbacher erinnert sich und erzählt, als ob es gestern gewesen wäre: Wie während der Reichspogromnacht der Kronleuchter direkt über ihr von Deutschen mit Steinen zertrümmert wurde oder wie sie jeden Morgen drei Kilometer zu Fuß laufen und dann eine Stunde mit der Bahn fahren musste, um zur jüdischen Schule zu gelangen.

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Stolz auf das Jüdisch sein, auch im Angesicht des Hasses

Dabei hatte die junge Inge, geboren im badischen Kippenheim, aufgewachsen im württembergischen Göppingen, sich so gut an die schwierigen Umstände angepasst, wie es geht. Über ihren gelben Judenstern hatte sie eigens ein Gedicht geschrieben, dass sie noch heute auswendig aufsagen kann:

Sterne am Himmel, ein Stern auf der Brust
Mama ich weiß, ich hab's längst gewusst.
Kein Zeichen der Schande ist er, mein Stern
ich trag ihn mit Stolz, ich trage ihn gern

Inge Auerbacher  (Foto: Pressestelle, Beltz-Verlag)
Inge Auerbacher mit ihrem Stern Pressestelle Beltz-Verlag

Rede im Bundestag am 27. Januar 2022

Später wurden sie und ihre Eltern dreieinhalb Jahre im KZ Theresienstadt/Terezín festgehalten. Nach der Befreiung durch die Alliierten kehrte die Familie über ein Stuttgarter Camp kurzzeitig zurück nach Göppingen, wanderte 1946 jedoch in die USA aus.

1986 veröffentlichte Ingrid Auerbacher dort ihre Kindheitserinnerungen, 1990 erschienen sie in Deutschland unter dem Titel „Ich bin ein Stern“.

Zum 77. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz wird Inge Auerbacher die zentrale Rede in der traditionellen Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Nationalsozialismus halten. Die Veranstaltung ist im Live-Stream auf bundestag.de zu sehen.

Inge Auerbacher  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa | Kay Nietfeld)
Bodo Ramelow (l-r, Die Linke), Ministerpräsident von Thüringen und Bundesratspräsident, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Mickey Levy, Sprecher der Knesset, Inge Auerbacher, Holocaust-Überlebende, Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin, und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommen zur Gedenkstunde zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Deutschen Bundestag. dpa | Kay Nietfeld

Vor 77 Jahren wurde Auschwitz befreit Holocaust-Gedenktag 2022: Erinnerung darf nicht zum Ritual werden

Juden und Jüdinnen, Sinti*ze und Rom*nja, Menschen mit Behinderungen und psychisch Kranke fielen der grausamen NS-Vernichtungspolitik zum Opfer. Auch Homosexuelle, Zeugen Jehovahs und sogenannte Asoziale und Berufsverbrecher wurden von den Nazis systematisch verfolgt, gequält und ermordet. Ihrer und aller anderen Opfer der Nationalsozialisten – darunter auch politische Gefangene, Zwangsarbeiter*innen und Widerstandskämpfer*innen – wird seit 1996 am 27. Januar in Deutschland gedacht. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Seit 2005 ist er auch weltweit Gedenktag der Opfer des Holocaust.

Zeitgenossen Die Holocaustüberlebende Inge Auerbacher

Inge Auerbacher wuchs als Kind strenggläubiger Juden im südbadischen Kippenheim und in Jebenhausen auf. Mit sieben Jahren wurde sie gemeinsam mit ihren Eltern in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Ihre Kindheitserinnerungen als Überlebende des Holocaust hat Inge Auerbacher in einem Kinderbuch zusammengefasst.

Kippenheim

Leben In Kontakt und Erinnerung – Die einstigen Juden im badischen Kippenheim

Ihre Synagoge bauen die 300 Kippenheimer Juden 1852. 1938 wird sie innen verwüstet, bleibt aber äußerlich erhalten. 2003 wird sie renoviert. Igal Avidan trifft Engagierte.

SWR2 Leben SWR2

New York

Leben Das rote Akkordeon – Ein Holocaust-Überlebender erinnert sich

Alex Rosner überlebte als Kind die Konzentrationslager Auschwitz und Dachau. Ein rotes Akkordeon spielte eine wichtige Rolle. 1946 emigrierte er mit seinen Eltern nach New York.

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