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„Die Mutter aller Nachrichtenmagazine“: Vor hundert Jahren erschien zum ersten Mal die „Time“

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Ihre Cover sind Kult: Am 3. März 1923 erschien das amerikanische Nachrichtenmagazin erstmals – und zählt bis heute zu den einflussreichsten Medien weltweit.

Time  (Foto: IMAGO, IMAGO / Dean Pictures)
Das Markenzeichen des Time-Magazins: Die Titelseiten mit rotem Rahmen.

Nach wie vor in der Medienwelt eine große Nummer

Am 3. März 1923 erscheint erstmals ein neues, wöchentliches Nachrichtenmagazin in den USA, das bald zu einer wichtigen Informationsquelle werden sollte – und hundert Jahre später nach wie vor ist.

Die „Time“ steht für einen nüchternen und unabhängigen Blick auf die Welt, für journalistische Qualität und gilt als Vorreiter für das neue Format des Nachrichtenmagazins. Deutsche Titel wie etwa der „Spiegel“, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Taufe gehoben wurde, orientieren sich an der Gestaltung des amerikanischen Magazins. „Spiegel“-Herausgeber und -Gründer Rudolf Augstein bezeichnete die „Time“ als „Mutter aller Nachrichtenmagazine“ .

Und das Medium ist erfolgreich: Von 9.000 verkauften Exemplaren der ersten Ausgabe im Jahr 1923 steigerte das Magazin seine Auflage innerhalb der ersten vier Jahre auf mehr als 175.000 Exemplare pro Woche. Bis heute gilt „Time“ als meinungsbildend, besonders im Zweiten Weltkrieg wurde das Magazin für die USA zu einer der wichtigsten Informationsquellen. Besondere die „Time“-Berichterstattung über die amerikanische Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und 1960er Jahren hatte gesellschaftlichen Einfluss.

„Person of the Year“: Das wohl meistbeachtete Cover des Jahres

Legendär sind vor allem die Titelseiten mit dem markanten roten Rahmen: Während in den ersten Jahrzehnten fast ausschließlich Porträts von Männern die Cover zierten, gibt es inzwischen eine Vielzahl von Cover-Gestaltungen. Einige Titel wurden ikonisch, etwa jener mit US-Präsident Ronald Reagan oder das Foto von Wladimir Putin aus dem Jahr 2007.

„Person of the Year“ „Person of the Year“: Wie das Time-Magazin den Zeitgeist beschreibt

Selenskyj, Musk oder einfach nur Du: Das amerikanische Magazin Time kürt jedes Jahr seit 1927 eine „Person des Jahres“. Gewählt wird diejenige Person, die im vorangegangenen Jahr den größten Einfluss auf die Gesellschaft besaß - egal ob im guten, oder im schlechten. Die Auswahl kann damit als Chronik des Zeitgeists gelten.

Das wohl meistbeachtete Cover des Jahres ist jenes zur Wahl der „Person of the Year“, der einflussreichsten Person des Jahres, das seit 1927 erscheint. Dabei geht es der „Time“ bei der Benennung laut eigenem Bekunden nicht darum, jemandem eine Ehre zuteil werden zu lassen, sondern alleine um die Frage, wer oder was den größten Einfluss im ausgehenden Jahr hatte – ob nun im guten oder im schlechten Sinn.

Zeugnis des Zeitgeists und der Veränderung

Umstrittene Persönlichkeiten wie Donald Trump, Wladimir Putin, Mark Zuckerberg oder George W. Bush stehen so neben Aktivist*innen, Politiker*innen und Helfenden wie Greta Thunberg, Bono, den Ärzten und Pflegern im Kampf gegen Ebola, Martin Luther King oder Whistleblowerin Coleen Rowley. Sogar Adolf Hitler bekam den Titel im Jahr 1938, Josef Stalin erhielt ihn sowohl 1939 als auch 1942.

Die bisher letzte Deutsche war Angela Merkel 2015. 2022 fiel die Entscheidung auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wegen des Widerstandes gegen den russischen Einmarsch in sein Land.

Am Beispiel der Träger*innen des Titels können gesellschaftspolitische Debatten und Fragen anschaulich werden – über die Jahre entsteht somit eine Chronik des Zeitgeists und ein Who-is-Who der Veränderung.

TIME's 2022 Person of the Year: Volodymyr Zelensky and the spirit of Ukraine #TIMEPOY https://t.co/06Y5fuc0fG pic.twitter.com/i8ZT3d5GDa

„Time“: Eine Marke für sich

In den vergangenen Jahrzehnten traf die Medienkrise auch das Time-Magazin: Es wurde Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen unterzogen, weil Auflage und Werbeeinnahmen zurückgingen. Eine Folge: Inzwischen erscheint „Time“ nur noch zwei Mal im Monat.

Trotzdem hat das Magazin eigenen Angaben zufolge noch immer eine Million digitale und analoge Abonnenten. Eine Ausgabe erreiche demnach bis zu 100 Millionen Menschen weltweit, heißt es.

Abschied Claus Kleber moderiert zum letzten Mal das „heute-journal“

Nach 2977 Ausgaben moderiert Claus Kleber am 30.12.2021 zum letzten Mal das ZDF „heute-journal“. Mit einem ganz eigenen Stil prägte der promovierte Jurst Kleber seit knapp zwei Jahrzehnten das Nachrichtenmagazin.

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SWR