Zeitgenossen

Götz Adriani: „Ich bin kein Verwaltungs- und Gesellschaftsmensch“

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INTERVIEW
Susanne Kaufmann

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Unabhängigkeit war für Götz Adriani (Jahrgang 1940) stets das höchste Gut. Weil er keine Lust auf Abendessen mit Sponsoren hatte, schlug er mehrfach Direktorenposten an führenden Museen aus. „Ich bin kein Verwaltungsmensch und kein Gesellschaftsmensch und habe mich etwas gefürchtet vor diesen Aufgaben, die auf mich zugekommen wären und die ich in Tübingen nicht hatte und nie wahrgenommen habe.“

34 Jahre lang war Adriani dort Gründungsdirektor der Kunsthalle und machte Furore mit seinen Ausstellungen. Mit Cézanne erwirtschaftete er einen Reingewinn von fünf Millionen Mark, sein Renoir-Katalog schaffte es wegen der Verkaufszahlen sogar ins Guinness-Buch der Rekorde.

Geboren 1940, zählte Adriani nach dem Krieg zur vaterlosen Generation. „Das war so selbstverständlich, ich habe nichts vermisst. Wir hatten die schönsten Spielplätze in den Ruinen. Kinder stecken sehr viel weg – auch eine Pandemie“. Seine Überlebensstrategien in Zeiten von Corona: nicht nur lesen. „Ich bin ein begeisterter Fernseher. Wir wissen gar nicht, wie gut das Fernsehprogramm in Deutschland ist!“.

Als größtes Glück in seinem Leben bezeichnet er seine Frau, die er 1965 an der Staatsgalerie Stuttgart kennenlernte. „Wir sind beide Skorpione. Minus mal minus ergibt Plus.“ Ein Plus für die Staatsgalerie ist die neue dort angedockte Adriani Stiftung. Das Ehepaar hat die Staatsgalerie auch als alleinige Erbin eingesetzt.

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Susanne Kaufmann