Neben einem Verlust der machtpolitischen Bedeutung des Westens sei eine Aushöhlung seiner Institutionen und eine Infragestellung westlicher Normen und Prinzipien zu beobachten. „All das ist fragwürdig geworden und unterstreicht aus verschiedenen Blickwinkeln, dass der Westen nicht mehr der Westen ist, wie wir ihn kennen“, so Kaim.
Auch im Hinblick auf eine Vertiefung der Europäischen Union äußert sich Kaim skeptisch. Wenn jemand in Europa im Moment krachend Wahlen verlieren wolle, müsse er nur mit einer Vertiefung des EU-Integrationsprozesses argumentieren, meint Kaim: „Ich fürchte, dass sich die EU im Bereich der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik nur in Babyschritten voranbewegen wird.“
Markus Kaim ist Politikwissenschaftler und zur Zeit Helmut Schmidt Fellow des German Marshall Fund in Washington. Er forscht insbesondere zur Sicherheitspolitik.