Streitende Schwestern an Weihnachten
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Panthermedia
Wer kennt es nicht: Wenn sich die ganze Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum versammelt, folgt auf die Bescherung gerne spätestens beim Gänsebraten auch der große Familienzwist.
Das ist der richtige Zeitpunkt, um tief durchzuatmen und sich vor Augen zu führen, dass es bei anderen Familien auch nicht besser läuft. Wotan und die Seinen haben es in Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ auch alles andere als leicht. Inzest unter Geschwistern, die blutrünstige Gattin fordert den Auftragsmord am Stiefsohn, das Familienoberhaupt verstößt die ungehörige Lieblingstochter und zum Schluss versinkt alles in den Wogen des Rheins.
Die Tatsache, dass Wagner für seine nordisch-mythische Familiensaga rund 16 Stunden Partitur geschrieben hat, macht es umso einfacher, die liebe Verwandtschaft für eine beneidenswert lange Zeit auszublenden. Wenn sie sich selbst und ihren Lieben also etwas schenken wollen, das nichts kostet und trotzdem wertvoll für den Familienfrieden ist, empfehlen wir:
In der ARTE-Mediathek: Der komplette „Ring“ aus der Berliner Staatsoper
Der neue Berliner Ring sorgte schon wenige Wochen vor der Premiere für Aufsehen, als Musikdirektor Daniel Barenboim krankheitsbedingt das Dirigat absagen musste. An seiner Stelle dirigierte Christian Thielemann, einer der großen Wagner-Interpreten unserer Zeit, die Berliner Staatskapelle und erntete für seine gefühlvolle Wagner-Interpretation im Saal stehende Ovationen.
Anja Kampe (Brünnhilde) und Andreas Schager (Siegfried) in „Siegfried“ an der Staatsoper Unter den Linden.
Pressestelle
Staatsoper Unter den Linden / Monika Rittershaus
Selten war ein Ring bis in die kleinsten Rollen so hochkarätig besetzt wie an der Staatsoper Unter den Linden. Michael Volle brilliert als Allvater Wotan, Andreas Schager singt den Siegfried mit flexibler Stimme, Anja Kampe gibt ein umjubeltes Rollendebüt als Brünnhilde. Beeindruckend ebenso Vida Miknevičiūtė als Sieglinde und Anna Kissjudit als Göttin Erda.
Da fällt kaum ins Gewicht, dass die ambitionierte Regie von Dmitri Tcherniakov, die das Ringen um den Ring in ein göttliches Versuchslabor verlegt, nicht an allen Stellen aufgehen will. Das intensive Gesamtkunstwerk lohnt sich trotzdem für alle Wagnerianer und eben jene, die es nie werden wollten.