Das Aula-Gespräch mit Fritz Breithaupt auf einen Blick:
Empathie kann uns nicht nur sozialer machen, sondern auch dazu führen, dass man sein Ich aufbläht, den eigenen Wert steigert, indem man sich zu einem besonders einfühlsamen Menschen stilisiert.
Das passt gut zu einer Gesellschaft, die auf Narzissmus beruht und in der sich jeder auf möglichst positive Weise darstellt.
Fritz Breithaupt sammelt viele Belege für die dunklen Seiten der Empathie. Er analysiert zum Beispiel das Stockholmsyndrom, bei dem sich eine Geisel mit ihrem Geiselnehmer so stark identifiziert, dass sie sich selbst in ihm verliert.
Oder er widmet sich den Phänomenen des Stalking

und Sadismus. Manche brutale Sadisten, sagt Breithaupt, handelten aus Empathie. Sie quälen andere, weil sie sich in dem Moment vorstellen könnten, wie die sich fühlen. Nur durch diesen paradoxen Prozess können Sadisten, eine gewisse Nähe zu ihren Mitmenschen fühlen.
Donald Trump ist für Fritz Breithaupt ein Mensch, der sehr viel Empathie auf sich ziehen kann.
Indem Trump sich nach dem Motto "einer gegen alle" ständig gegen jede Vernunft, gegen Europa, gegen die Nato, gegen alle anderen stellt, verführt er seine Anhänger, aber auch seine Gegner dazu, sich in seine Situation hineinzuversetzen und dadurch empathisch auf ihn zu reagieren.
Das vollständige Manuskript finden Sie hier.
Im SWR2 Forum diskutiert Breithaupt seine Thesen mit anderen Fachleuten.
Fritz Breithaupt ist Professor für Germanistik, Komparatistik und Kognitionswissenschaften an der Indiana University. Er arbeitet interdisziplinär und verbindet in seinen Forschungsarbeiten auf überraschende Weise Neurowissenschaft, Psychologie und Kognitionswissenschaften.