Zum Theaterstück „Die Rache ist mein“ am Schauspiel Stuttgart

Francis Seeck: „Wir denken immer noch: Arme sind selbst schuld“

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INTERVIEW
Dietrich Brants

„Ungepflegt, ungebildet, faul, oft auch alkoholabhängig und gewalttätig“. So würden Menschen aus der Armutsklasse in Medien oft dargestellt, sagt Francis Seeck: „Das ist eigentlich immer noch der Standard“.

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Auch im Schauspiel würden Männer aus der Armutsklasse oft in weißen Feinripp-Unterhemden inszeniert: „Oft sitzen die dann mit einer Bierdose auf einer Parkbank.“ Betroffene würden derartige negativen Vorurteile oft verinnerlichen und in ihr eigenes Selbstbild aufnehmen: „Herkunftsscham ist ganz üblich.“

Bettler in der Einkaufsstraße mit Schild "Mittelschicht" (Foto: IMAGO, IMAGO / imagebroker)
Stereotypische Inszenierungen führen zu einer Verinnerlichung der negativen Vorurteile, so Seeck. IMAGO / imagebroker

Klassismus – die Diskriminierung aufgrund der sozialen Position – zeige sich auch darin, dass Einkommensarmen der Erwachsenenstatus aberkannt werde: „Es wird davon ausgegangen, dass sie in irgendeiner Form betreut werden müssen. Das ist ein sehr klassistischer Grundgedanke“. Zur Inszenierung von „Die Rache ist mein“ am Schauspiel Stuttgart.

Schauspiel Stuttgart Schlaglicht – Gesellschaftsthemen auf der Bühne

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