Eigene Negativerfahrungen werden oft übertrieben
Bei der Risikobewertung sei es in der Corona-Krise besonders wichtig, dass man sich auf einen gemeinsamen Nenner einigt, und der gemeinsame Nenner sei die „Leiderfahrung“, sagt der Risikoforscher Ortwin Renn, einer der wissenschaftlichen Direktoren des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam. Die Leiderfahrungen in der Corona-Krise seien dabei immer abzuwägen.
Auf der einen Seite sei das Leid durch die Erkrankung und die Sicherstellung der medizinischen Versorgung, auf der anderen Seite die Gefährdung von Leib und Leben, auch durch die Schutzmaßnahmen, wenn es beispielsweise im Lockdown zu mehr Selbsttötungen komme. Mit der Zeit sei in der Corona-Krise eine gewisse Gewöhnung an die Gefahren zu beobachten. Gleichzeitig würden die eigenen Negativerfahrungen oft übertrieben.
Solidaritätsbeitrag von gesunden Menschen
Für die Politik seien zweierlei Dinge wichtig: Einmal müsse auch von den gesunden und gut konditionierten Menschen ein Solidaritätsbeitrag erwartet werden. Das mache klar: Wir stehen als Gemeinschaft und nicht als Individuen vor den Herausforderungen der Krise. Zum anderen müsse die Politik auch signalisieren, dass sie nicht immer genau wisse, wie die Lage in den nächsten Wochen aussieht, dass sie aber bei diesen Lernprozessen immer nach konsistenten Regeln vorgehe.