Soll Israel ein demokratischer jüdischer Staat sein, wie es die zionistischen Gründerväter wollten? Ein demokratischer säkularer Staat? Oder ein rein religiöser Staat, wie es die zunehmende Zahl der ultraorthodoxen Israelis fordern? 75 Jahre nach seiner Staatsgründung ist Israel eine Mischung von alledem. Das Fehlen einer klaren Orientierung steigert aber die gesellschaftlichen Probleme.
Aktuelle Probleme in Israel
Der Wohlstand kommt bei vielen Israelis nicht an. Der Konflikt mit den Palästinensern ist festgefahren. Die arabischen Israelis, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, fühlen sich als Menschen zweiter Klasse. Gleichzeitig wird die Zahl der ultraorthodoxen Jüdinnen und Juden immer größer.

Dadurch wächst auch ihr Einfluss auf die Politik. Auf Druck ihrer Parteien plant die Regierung eine Justizreform, die die Gewaltenteilung untergräbt.

Das Fehlen einer klaren Orientierung steigert aber die gesellschaftlichen Probleme. Außerdem ist der Konflikt mit den Palästinensern festgefahren, eine Lösung scheint fern.
Für den Historiker Tom Segev befindet sich Israels Demokratie am Scheideweg.
„Das ist gefährlich für die Demokratie, sogar sehr gefährlich. Es ist so, dass es noch nie in der israelischen Knesset eine so starke rechtsradikale, rassistische Bewegung vertreten war. Für mich persönlich sehr bestürzend und beängstigend, auch beschämend eigentlich.“
Tom Segev ist nur drei Jahre älter als seine Heimat. Eine Heimat, die seit ihrer Gründung nicht zur Ruhe gekommen ist. Eine Heimat, die immer wieder herausgefordert wird. Zum 75. Geburtstag Israels hat der Historiker und Journalist daher einen Wunsch:
"Pessimistisch wie ich bin, skeptisch wie ich bin, wünsche ich mir, dass es nicht schlimmer wird. Es ist eine sehr dramatische Erfolgsgeschichte, die nicht gut genug gepflegt wird. Die Basis ist schon da. Aber ich fürchte sehr, dass die Gelegenheiten nicht ausgenutzt werden, die wir haben".