Am 30. Januar 1933 ernannte der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler – die sogenannte „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten vollzog sich. „Das war ein Schlüsselmoment, weil er eine Welt geschaffen hat, die uns bis heute prägt“ sagt Thomas Weber, Historiker von der Universität Aberdeen.
Dabei wäre dieser Moment durchaus zu verhindern gewesen, sagt Weber: „Man muss sich natürlich anschauen, dass in der Zwischenkriegszeit überall östlich des Rheins und südlich der Alpen die Demokratie gescheitert ist mit Ausnahme der Tschechoslowakei. Andererseits ist es natürlich auch so, dass in anderen europäischen Ländern die Demokratie überlebt hat.“
Dabei sei nicht auf Frühwarnzeichen, wie die Entfremdung der Bürger von der Demokratie geachtet worden.
Ein Fehler, der sich heute zu wiederholen droht, sagt Weber: „Alle halten sehr nach Skinheads Ausschau oder nach irgendwelchen Leuten, die in Richmond, Virginia, wie Nazis aus dem Bilderbuch auftreten. Aber eine viel größere Gefahr sind die Leute, die nicht laufend schreien und geifern, aber dennoch der Demokratie den Rücken zu kehren. Und meine Sorge ist, wenn wir verengt auf die gewalttätigen, schreienden Nazis suchen, dass uns diese anderen Frühwarnzeichen entgehen."
Originalaufnahmen im SWR2 Archivradio
Zum Ende der Weimarer Republik
Dokumentarfilm Wie wurde aus Berlin die Hauptstadt des Dritten Reiches?
„Berlin 1933: Tagebuch einer Großstadt“ ist ein Dokumentarfilm von Volker Heise. Darin erzählt der Filmemacher die Machtergreifung der Nationalsozialisten aus der Brille der normalen Menschen. „Wie reagieren Menschen, wenn ein historisches Ereignis vor der Tür steht?“, fragt Heise.
Gedenken an den Holocaust
Erinnerung an Verbrechen der Nazi-Zeit Holocaust-Gedenktag 2023: „Lernt von der Vergangenheit. Schützt die Zukunft“
Die Nationalsozialisten verfolgten vor und während des Zweiten Weltkrieges Jüdinnen und Juden, Sinti*ze und Rom*nja, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen Zeugen Jehovahs und politische Gegner*innen. Ihre Opfer wurden erniedrigt, zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet. All ihnen wird am 27. Januar gedacht: seit 1996 in Deutschland und seit 2005 weltweit.