Während Männerarbeit als wichtig und politisch relevant gelte, würde die Care-Arbeit von Frauen als deren Natur entsprechend bewertet. Im Angesicht der Corona-Krise sehe man jetzt allerdings „die Hüllen der Ideologie“ fallen, so Praetorius. „Wir sehen jetzt ganz deutlich, was uns wirklich am Leben erhält, nämlich die Leute, die an der Basis arbeiten.“
Auf lange Sicht müsse diese Care Arbeit materiell anders bewertet werden. "Der System-Change, in der Klimadebatte ausführlich diskutiert, muss jetzt stattfinden", forderte die Ethikerin.
Unter dem Anglizismus Care-Arbeit versteht man Pflege-Arbeit. Damit sind Tätigkeiten gemeint, die anfallen beim Kümmern um andere Personen — professionell oder im privaten Rahmen: Kinderbetreuung, Altenpflege, häusliche Pflege und familiäre Unterstützung beispielsweise. Häufig wird Care-Arbeit von Frauen geleistet und ist oft unbezahlt. Im Rahmen der zweiten Frauenbewegung wurde der Begriff Care-Arbeit für diese Tätigkeiten geprägt.
Ina Praetorius ist Theologin und Ethikerin. Sie fordert seit vielen Jahren, dass Care-Arbeit ideell und materiell von der Gesellschaft anerkannt werden muss.