Die Bedingungen seien sehr, sehr rigoros, so Amiri. Die Taliban hätten ihr Versprechen eines moderaten Kurses gebrochen. Dabei sei die Entwicklung im Mediensektor eine der wenigen Errungenschaften nach 20 Jahren Afghanistan-Einsatz gewesen. Doch die Medien seien wirklich von einem auf den anderen Tag eingestellt worden, so Amiri. Zunächst aus wirtschaftlichen Gründen, da die Sender ja oft aus dem Ausland finanziert worden waren. Viele hätten dadurch ihren Job verloren, 60 Prozent der Journalisten, und 80 Prozent der Journalistinnen. Dann habe aber sukzessive die Einschränkung der Pressefreiheit durch die Taliban begonnen.
„Und im Grunde genommen, sagte mir gestern Nacht noch ein Reporter aus Afghanistan, sind wir heute Nordkorea.“
Natalie Amiri ist Journalistin, Moderatorin des ARD-Weltspiegels und hat im März dieses Jahres das Buch „Afghanistan - unbesiegter Verlierer“ veröffentlicht, nachdem sie 100 Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan unterwegs war.