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Deutscher Computerspielpreis 2023: Die deutsche Gaming-Branche hinkt hinterher

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Tobias Nowak

Am 11. Mai wurde in Berlin der Deutsche Computerspielpreis 2023 verliehen. Zumindest von der Aufgabe der Wirtschaftsförderung wurde man befreit, seit es eine strukturelle Förderung der deutschen Games-Branche gibt. Was bleibt ist die Auszeichnung inhaltlicher und technischer Qualität von Games aus deutschen Studios. Doch so vielseitig die Parade von Spielen aus deutschen Studios in diesem Jahr auch war, so konnte sie wieder nicht darüber hinweg täuschen, dass Deutschland in Sachen Games Entwicklungsland bleibt.

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Das beste deutsche Spiel 2023 hatte nur einen einzigen Entwickler

Das Spiel „Chained Echoes“ erhielt den Deutschen Computerspielpreis 2023 in der Kategorie „Bestes Deutsche Spiel“. „Chained Echoes“ kommt in einem altbekannten, nostalgisch aufgeladenen Pixel-Look daher, wirkt dabei aber trotzdem frisch.

Ein Fantasy-Rollenspiel im 16-Bit-Look der späten 80er Jahre, das aber modern erzählt ist und dessen taktische Seite überraschen kann. Bemerkenswert ist außerdem, dass dieses Game nur einen einzelnen Entwickler hatte, Matthias Linda.

„Wenn man fast ein Jahrzehnt an einem Spiel arbeitet, bedeutet das schon eine Menge. Also, ich bin sprachlos, fast, deswegen bedanke ich mich einfach mal bei ganz vielen Leuten“

Pixel-Look: Ein Trend, den man häufig findet

Eins der seltenen deutschen Spiele, das auch im Ausland für Aufsehen sorgte, zumindest unter Kritikern, war dieses Jahr das Grusel-Spiel „Signalis“, das als Bestes Debut und für das Beste Audio Design ausgezeichnet wurde. 

Auch diese Science-Fiction-Horrorgeschichte ist in einem pixeligen Stil, also mit geringer Bildschirmauflösung, gehalten. „Signalis“ zeigt, genau wie „Chained Echos“, dass ein alter Grafik-Stil erfolgreich modernisiert werden kann, dass grafisch reduzierte Darstellungstechniken trotzdem künstlerisch starke, eigenständige Bilder hervorbringen können.

Ein Trend, den man in vielen Spielen findet. Und „Signalis“ beweist, dass auch ein Pixel-Look Schrecken verbreiten kann.

Die echte Welt drängt sich in Spielwelten

Als Bestes Serious Game wurde „Beholder 3“ ausgezeichnet, das uns in die Rolle eines Hausmeisters versetzt, der in einem totalitären System seine Mitbewohner belauscht und überwacht.

Sprache und Land sind zwar verfremdet, aber die deutschen Namen und, dass das Spiel im Jahr 1989 angesiedelt ist, machen die Stasi-Parallele offensichtlich.

Entwickler Jörg Friedrich vom Studio Painbucket Games nahm den Preis für „Beholder 3“ entgegen. Seine Dankesrede machte deutlich, wie die echte Welt sich in Spielwelten drängt:

„Es erschien eine Woche nach dem Beginn des russischen Angriffsgriegs auf die Ukraine. Ein Teil des produzierenden Team sitzt hinter dem neuen Eisernen Vorhang, manche mussten fliehen.“

Gaming verschlingt Ressourcen

Auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz wurden während der Preisverleihungsgala wiederholt thematisiert, aber weder Branche noch Fans können einem schmerzhaften Dilemma entkommen.

Egal wie viele echte Bäume gepflanzt oder grüne Anliegen in Spielen thematisiert werden, als Unterhaltungsmedium, Hobby oder Kunstform verschlingt Gaming in großem Maßstab Ressourcen.

Deutschland bleibt Entwicklungsland

So vielseitig die Parade von Spielen aus deutschen Studios auch war, so konnte sie wieder nicht darüber hinweg täuschen, dass Deutschland in Sachen Games Entwicklungsland bleibt.

Die meisten Nominierten des gestrigen Abends spielen in einer anderen Liga als die international erfolgreiche Konkurrenz. Die Spiel-Blockbuster, die AAA-Titel, kommen fast nie aus Deutschland.

Deren Produktion verlangt aber auch hochspezialisierte Entwickler und Riesenbudgets, die in Deutschland noch undenkbar sind. Die letztes Jahr angelaufene Wirtschaftsförderung für die Spielbranche soll das ändern.

Die Kreativität der deutschen Gaming-Branche hat noch viel zu bieten

Die 70 Millionen Euro, die dafür 2023 bereitgestellt worden waren, sind jedoch schon verteilt. Staatsminister Michael Kellner erklärte dazu: „Wir haben gesehen, dass sie so erfolgreich ist, diese Branche, dass die Mittel ausgeschöpft sind.“

Die Kreativität der deutschen Games-Branche ist allerdings noch lange nicht ausgeschöpft. Und wenn die richtigen Hebel bewegt werden darf man hoffen, dass mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnete Games irgendwann auch internationale Erfolge einfahren.

Onlinespiel-Klassiker „World of Warcraft”: Wie ein Fantasy-Spiel die Gaming-Welt revolutionierte

Die Vorherrschaft in Azeroth steht auf dem Spiel: Als der amerikanische Spielehersteller Blizzard 2004 das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ auf den Markt bringt, erahnt niemand den immensen Einfluss, den das Spiel auf die Gaming-Kultur weltweit haben sollte. Nun ist mit „Dragonflight“ die neunte Erweiterung des Spiels erschienen. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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