„David gegen Goliath“-Prinzip
Gemein sei aber beiden Konflikten, dass das Konzept der militärischen Intervention unter Führung der USA nicht aufgegangen ist, so Lüders: In Vietnam wie auch in Afghanistan habe sich die Weltmacht einer militärischen Macht geschlagen geben müssen, die im Grunde genommen gar nicht hätte standhalten können gegenüber der geballten Macht der USA.

Aber was die Taliban den USA voraus gehabt hätten, sei die tiefe Verwurzelung in der eigenen Bevölkerung und im paschtunischen Bevölkerungsteil. Diese sei auch zum Teil auf die brutale Bombadierung durch die USA zurückzuführen.
Saigon wird evakuiert: Das Ende des Vietnamkriegs
Menschenrechte waren nur vorgeschobener Grund
Beim US-Einsatz in Afghanistan habe es sich von Anfang an um geopolitische Interessen gehandelt: „Aus humanitären Erwägungen findet niemals eine militärische Intervention statt“, so Lüders. Es sollte eine Neuordnung der Region erzielt werden. Schon der Angriff als Vergeltung auf Afghanistan sei sehr umstritten gewesen — die Mehrzahl der Attentäter beim Anschlag auf das World Trade Center etwa sei aus Saudi-Arabien gekommen.

Afghanistan sei lediglich das Land gewesen, in dem Terrorchef Osama bin Laden zwischenzeitlich Unterschlupf gefunden hatte. „Man wollte einen Fuß in Zentralasien haben, um damit Russland und China ein bisschen Paroli zu bieten“, vermutet Michael Lüders.
Scherbenhaufen der NATO-Intervention
Das habe am Ende dazu geführt, so Lüders, dass dieses „Besatzungregime“ der NATO nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Die Situation sei wie ein Kartenhaus in sich zuammengefallen — die USA und ihre Verbündeten, darunter Deutschland, stünden vor den Scherben ihrer eigenen Politik.