Über den aktuellen Entschluss des Auswärtigen Amtes, deutsche Staatsbürger*innen zur Ausreise aus dem Iran aufzufordern, sagte die Journalistin Gilda Sahebbi bei SWR2: „Die Botschaft ist mittlerweile auch bei der Bundesregierung angekommen, wie ernst die Lage im Iran ist. Jetzt ist klar, was viele im Iran schon seit der ersten Woche wissen: wie groß das Umsturzpotential im Land tatsächlich ist.“
Gespräch Proteste im Iran: Wenn Journalistinnen und Reporter zu Staatsfeinden erklärt werden
„Im Iran sitzen tausende Menschenrechtler*innen und Aktivist*innen in Haft. Vor Ort journalistisch zu arbeiten ist gar nicht möglich“, sagt die Journalistin Yalda Zarbakhch, Leiterin des Farsi-sprachigen Programms der Deutschen Welle, in SWR2. Untersützung käme von Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, die westlichen Medien Videos zukommen lassen würden.
Lesung Golineh Atai – Iran. Die Freiheit ist weiblich
Seit mehr als 40 Jahren werden Frauen und Mädchen im Iran brutal unterdrückt. Sie sind es, die jetzt die Proteste gegen das Mullah-Regime anführen. In ihrem Buch „Iran – Die Freiheit ist weiblich“ porträtiert ZDF-Korrespondentin Golineh Atai beeindruckende Frauen aus ihrer Heimat.
Gespräch „Iran gehört den Menschen, nicht den Mullahs“ : Dokumentarfilmer Ali Samadi Ahadi schreibt offenen Brief an Annalena Baerbock
Die aktuellen Sanktionen gegen den Iran würden nur die Bevölkerung schwächen, sagt Dokumentarfilmer Ali Samadi Ahadi. Er fordert: „Dabei sollten nicht die Menschen im Iran bestraft werden, sondern direkt Politiker und Repräsentanten des Regimes“. Zusammen mit dem Schriftsteller Rafik Schami hat Ali Samadi Ahadi eine Petition gestartet, in der sie unter anderem schärfere Sanktionen gegen das Regime, stärkere Unterstützung der Zivilgesellschaft und juristische Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen fordern. Für die Menschen im Iran sei es sehr wichtig, dass ihre Stimme hier in Europa ankomme, so Ali Samadi Ahadi, allerdings bräuchten sie nicht nur unsere Solidarität, sondern vor allem Unterstützung der Politik. Deutschland täte gerade noch zu wenig. Die zahlreichen Menschen, die im Iran protestieren zeigten: „Sie sind die Eigentümer Irans, nicht die Mullhas, die mit aller Gewalt und Brutalität über Krieg und Frieden die Entscheidungen treffen“, so Ali Samadi Ahadi.
Musikgespräch Cymin Samawatie über die Iran-Proteste und Musik als Widerstand
Mit Hoffnung aber auch viel Trauer beobachtet die Musikerin Cymin Samawatie die Lage im Iran. Bereits zu den letzten Protesten hat sie Songs geschrieben, immer innerlich und emotional, denn das sei ihre Art des Kunstmachens. Sie spricht über politische Musik in der aktuellen Widerstandsbewegung und wie gerade Frauen auch in der Kulturszene im Iran immer noch drangsaliert und schlechter gestellt werden.
Gespräch Politologe Fathollah-Nejad: Proteste im Iran sind „revolutionärer Prozess“
Bei den Protesten im Iran handele es sich definitiv um einen „revolutionären Prozess“, meint der Politologe Ali Fathollah-Nejad im Gespräch mit SWR2. Im Unterschied zu den bisherigen Protesten stehe hinter den jüngsten Demonstrationen eine breit aufgestellte Bevölkerungsschicht. Ob es zu einem Umsturz kommen kann, sei, wie bei allen revolutionären Prozessen, nicht absehbar. Das Regime verfüge zurzeit noch über die stärkeren Mittel, die Proteste zu unterdrücken. Auch von ideologisch inszenierten Druckmitteln, wie jetzt der Brand im Ewin-Gefängnis in Teheran, dürfte in Zukunft noch viel zu beobachten sein, sieht der Experte voraus. Wichtig sei, die Gespräche über ein weiteres Atomabkommen mit dem Iran einzustellen, denn von diesen Geldern würde nur das Regime profitieren. Und die Mittel würden zur Unterdrückung der Proteste eingesetzt werden.