Plagiate zu erkennen, wird Hochschulen fast unmöglich, durch eine KI erstellte Texte präsentieren sich als Unikate, sagt Prof. Doris Weßels aus Kiel. Und Robert Lepenies von der Karlshochschule Karlsruhe hält einen offenen und konstruktiven Umgang mit künstlicher Intelligenz für unerlässlich. Klar ist: Die alte Hausarbeit hat ausgedient
Doris Weßels zeigt sich besorgt über die jüngsten Entwicklungen rund um künstliche Intelligenzen wie ChatGPT. Die Professorin der Fachhochschule Kiel leitet eine spezielle Fachgruppe für „AI & Academic Writing“.
„Letztlich sind alle Texte, die aus diesen generativen Systemen herauskommen, Unikate”.
„Das ist nicht ein Copy+Paste aus vorhandenen Texten, sondern eine ganz kleinteilige, fragmentierte Struktur, so ein Remix aus der Masse der ganzen Trainingsdaten, die da drinsteckt“, so Weßels. Sie sei froh, dass sie derzeit nicht zu den Anbietern von klassischer Plagiatserkennungssoftwarelösung gehöre, denn das sei in der Tat ein ganz schwieriges Umfeld.
Klassische Plagiatserkennungssoftware kann KI nicht erkennen
Zu Guttenberg, von der Leyen, Schavan ... die Liste von Plagiatsaffären deutscher Politiker ist lang. Durch künstliche Intelligenz könnte diese nun bald ein Ende haben. Zwar gibt es mittlerweile künstliche Intelligenzen, die andere künstliche Intelligenzen erkennen, jedoch glauben Wissenschaftler, es bleibe möglicherweise ein Rennen zwischen Hase und Igel.
Weßels glaubt nicht, dass eine Detektionssoftwarelösung wie etwa GPTzero funktionieren könne. Man bräuchte ja nur mit einem weiteren Werkzeug Texte erneut umschreiben oder paraphrasieren lassen, dann wären sie nicht mehr zu erkennen.
Wie sollen Bildungseinrichtungen mit KI-Texten umgehen?
Bleibt die Frage, wie Bildungseinrichtungen nun umgehen sollen mit diesem Netzphänomen. An der Universität von Minnesota hat ChatGPT bereits eine schriftliche Juraprüfung bestanden. Als erste französische Hochschule hingegen hat das Pariser Institut für Politikwissenschaft Sciences Po ChatGPT und andere künstliche Intelligenzen verboten. Geldstrafen drohen, bis hin zum Ausschluss. An der Karlshochschule International University in Karlsruhe hält der Hochschuldirektor Robert Lepenies einen offenen Umgang jedoch für unerlässlich.
„Ich würde mal behaupten, die meisten Bildungswissenschaftler sind auch überein, dass man einen Weg finden muss, wie man mit diesen Tools gut die Lehre gestalten kann und nicht gegen sie.”
Kritische Reflexion und Interpretation werden wichtiger
Unis sollten künftig stärker den Prozess in der Bewertung miteinbeziehen, also mehr kritische Reflexion und Interpretation berücksichtigen und weniger ein reines Abfragen von Wissen. Neue Kriterien und auch Prüfungsformen werden so in Zukunft nötig sein, wenn Texte durch künstliche Intelligenzen verfasst werden können.
Durchbruch, Meilenstein, Zeitenwende?
Es gibt verschiedene Sichtweisen auf die künstliche Intelligenz, die auf Kommando auch Aufsätze, Gedichte, Briefe und alle möglichen anderen Texte schreiben kann. Kreativität und kritisches Denken könnten nach Ansichten von Fachleuten auf der Strecke bleiben. Laut Wirtschaftsinformatikprofessorin Doris Weßels sei nun aber die Büchse der Pandora geöffnet.
Die alte Hausarbeit hat ausgedient
Feststehen dürfte, die Hausarbeit, wie wir sie kennen, hat ausgedient. Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz braucht es neue Prüfungsmethoden. Nur für dieses Semester kommt die Erkenntnis leider zu spät.
Beiträge zu ChatGPT und KI
Künstliche Intelligenz Kommentar: Das Internet wird sich durch Chatbots verändern
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Mit ChatGPT kann Künstliche Intelligenz Texte erstellen, ganze Vorträge, Briefe, Hausarbeiten. Google testet derzeit seine Software MusicLM, die ähnliches mit Musik macht und komplette Musikstücke produziert. Eine Konkurrenz für menschliche Musiker*innen?
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Seitdem der kostenlose Chat-Bot ,,Chat GPT“ erschienen ist, sorgt er für hohe Wellen nicht nur im Medien- und Bildungsbetrieb, sondern auch in der Buchbranche. ,,Wer das verschläft, könnte viele Probleme bekommen, egal ob als Buchhandlung oder als Verlag", sagt Prof. Gerhard Lauer in SWR2. Lauer hat die Tagung ,,Arbeitsentlastung oder Dystopie?“ zur Auswirkung Künstlicher Intelligenz auf die Buchbranche an Universität Mainz mitorganisiert.
KI-Forscherin über Einsatz von ChatGPT Doris Weßels: "Ich bin gegen eine Verbotskultur"
Fragen was man will und sofort kommt eine Antwort. Auf Wunsch liefert die Software ChatGPT in wenigen Sekunden sogar Vorträge. Wirtschaftsinformatikerin Prof. Dr. Doris Weßels erklärt, wie gefährlich das System ist.
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Chat GPT: Das Ende der Hausarbeit?
Chatbots wie ChatGPT werden immer mächtiger und finden immer weitere Verbreitung. Das bietet viele Chancen, bringt aber auch Risiken mit sich, gerade für die Textproduktion in der akademischen Forschung und Lehre. „Der klassische Schreibprozess wird ersetzt durch eine völlig neue Form der Interaktion von uns Menschen mit einer Software“, erklärt Doris Weßels, KI-Forscherin von der Fachhochschule Kiel.
Die Technologie ließe sich als Werkzeug, aber auch als Waffe benutzen. Jeder von der Software gelieferte Entwurf müsse bewertet werden, wer damit arbeite, sei noch viel stärker als Gutachter gefordert, so die Wirtschaftsinformatikerin. „Das ist eine Kompetenz, die wir in diesem Dialog zwischen Mensch und Maschine noch viel stärker sehen als zuvor.“
Allerdings wächst mit solchen Maschinen auch die Gefahr, dass Maschinentexte für Betrug genutzt werden. Die Stadt New York hat deswegen die Nutzung von ChatGPT in Schulen schon verboten. Kein guter Weg, findet Robert Lepenies, Präsident der Karlshochschule Karlsruhe. Stattdessen gehe es darum, ChatGPT in die Lehre zu integrieren und den Prozess des Schreibens, des kritischen Nachdenkens und Diskutieren in den Fokus zu nehmen. Die Betreuung an Universitäten muss sich verändern, um hier Schritt zu halten.
Habt ihr Fragen, Kritik oder Anregungen? Dann schreibt uns gern unter kulturpodcast@swr.de
Host: Christian Batzlen
Redaktion: Christian Batzlen und Max Knieriemen
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Sie schreiben ganze Bücher und chatten mit Einsamen: Textbasierte Künstliche Intelligenzen. Der neueste Hype heißt ChatGPT und wird auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bereits als revolutionär gehandelt für Industrie und Gesellschaft.
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