Superreiche tragen stärker zum Klimawandel bei als der Durchschnitt. Deshalb sollten sie auch mehr in die Pflicht genommen werden, finden unter anderem die Aktivisten der Letzten Generation. Doch für ein personalisiertes Klimabudget fehlt uns längst die Zeit, sagt Carsten Warnecke vom New Climate Institute.
Emissionshandel für Privatleute klingt zunächst wie eine gute Idee
Rund 11 Tonnen CO2 stoßen Menschen in Deutschland durchschnittlich im Jahr aus: durch Autofahren, Heizen, Herstellung und Verbrauch von Nahrungsmitteln, Reisen und so weiter. Eigentlich dürften es nur drei Tonnen sein, wenn wir unsere Klimaziele einhalten wollen.
Ein persönliches Budget klingt deshalb erst einmal wie eine gute Idee: Wer weniger als seine drei Tonnen emittiert, der kann den Rest verkaufen, wer mehr emittiert, muss dazukaufen – und wird so angehalten, seinen Lebensstil anzupassen.
Für die Umsetzung eines entsprechenden Konzepts fehle es aber schlicht die Zeit, sagt Carsten Warnecke. So schnell und einfach könne man den individuellen Verbrauch in Deutschland nicht reduzieren, dass die Marktmechanismen greifen.
Superreiche in Deutschland emittieren bis zu 200 Tonnen CO2
Unter anderem fordern die Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation, in Sachen Klimapolitik auch bei den besonders reichen Menschen ansetzen. Nicht nur weltweit, auch in Deutschland ist der CO2-Ausstoß extrem unglaublich verteilt. Superreiche Deutsche emittieren bis zu 200 Tonnen Kohlendioxid im Jahr, also fast das zwanzigfache des Durchschnitts.
Warnecke warnt: Wenn wir einen privaten Emissionshandel einführen, können sich reiche Menschen einfach freikaufen. Und armen Menschen, die ohnehin oft weniger konsumieren und reisen können, würde trotz allem schlicht das Geld fehlen, in einen klimafreundlichen Lebensstil zu investieren.
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Annika engagiert sich bei Fridays for Future. Jan bei Extinction Rebellion. Lina bei der Letzten Generation. Ihre Protestformen sehen unterschiedlich aus und ecken an. Aber für sie geht es ums Überleben.
Superreiche sollten dennoch mehr in die Plicht genommen werden
Umsetzbar wäre ein persönliches Klimabudget aber ohnehin nur mit viel genaueren Messungen und Informationen. Zum Beispiel im Supermarkt, wenn auf Lebensmitteln ihre CO2-Bilanz abgedruckt wäre.
Gerechtfertigt findet es Warnecke aber trotzdem, wenn Superreiche mehr in die Pflicht genommen werden: „Kein Bürger hat das Recht, mehr auf Kosten der Gesellschaft zu leben als andere.“
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