Mädchen nach Süßigkeitenkonsum im Zuckerwahn (Foto: SWR, SWR - Harry Graf)

Innere Stärke

Über die Fähigkeit zur Selbstregulierung

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AUTOR/IN
Sabine Pauen
ONLINEFASSUNG
Susanne Paluch

SWR2 Wissen: Aula

Manche Menschen haben sich gut im Griff, sie agieren gelassen und autonom und lassen sich weder von inneren noch äußeren Reizen ablenken. Wie kann man diese Selbstregulierung erlernen? Antworten gibt die Heidelberger Psychologin Sabina Pauen.

Lebenserfolg durch Selbstkontrolle

Eine Langzeit-Studie aus Neuseeland hat gezeigt, dass man nicht etwa anhand von Intelligenz oder sozialer Herkunft vorhersagen konnte, ob jemand später in seinem Leben erfolgreich sein würde - sondern vor allem anhand der Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Die Fähigkeit, sein Verhalten zu kontrollieren, ist also möglicherweise ganz entscheidend für unseren Werdegang.

Selbstregulation ist nicht gleich Selbstkontrolle, sie betrifft die innere Gedanken- und Gefühlswelt des Menschen. Trotzdem hängen Selbstregulation und -kontrolle eng miteinander zusammen.

Wie Selbstregulation gelernt werden kann

Schon Kinder können lernen, sich selbst zu regulieren. Zum Beispiel indem die Eltern ihre Gefühlszustände wahrnehmen und benennen und sie auch dazu ermuntern, über ihre eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken zu sprechen - aber auch über die von anderen Menschen.

Eltern sprechen mit ihrem Kind (Foto: Colourbox, Model Foto: Colourbox.de -)

Man nennt das in der Psychologie "Mental Talk". Dieser innere Dialog hilft, sich über sich selbst bewusster zu werden und sich dadurch regulieren zu lernen.

Aber auch wenn Eltern ihre Kinder optimal darin unterstützen, selbstregulative Fähigkeiten zu entwickeln, haben sie das Schicksal deshalb noch lange nicht ganz in der Hand.

Die Rolle der Gene

Wahrscheinlich gibt es auch so etwas wie eine Veranlagung bei der Selbstregulation. Schon die Allerkleinsten, gerade frisch geboren, unterscheiden sich in ihren Temperamenten.

  • Die sogenannten "einfachen" Babys sind kleine Sonnenscheine. Sie essen und schlafen gut, sind meistens ausgeglichen;
  • Die eher vorsichtigen brauchen mehr Zeit, um sich auf Dinge einzustellen;
  • Die sogenannten "schwierigen" weinen viel, schlafen unruhig und finden nur mit Mühe ihren Rhythmus.

Verankerung im Gehirn

Studien unter Verwendung von bildgebenden Verfahren sprechen dafür, dass Selbstregulationsprozesse an Frontalhirnfunktionen gebunden sind.

Wie gut ich mich selbst regulieren kann, hängt aber nicht nur davon ab, wie gut ich mich selbst kontrollieren kann, sondern auch davon, wie stark meine inneren Impulse sind, also wie stark meine Gefühle und mein Wille sind.

Wille und Gefühl wiederum haben viel mit dem limbischen System zu tun, einem älteren Teil unseres Gehirns.

Balance finden

Es müssen die älteren Teile des Gehirns mit dem Frontalhirn gut abgestimmt sein, damit wir gut selbst reguliert sind.

Eine gute, gesunde Selbstregulation bedeutet,die Balance zu finden zwischen dem Spüren und dem Ausdruck meiner Bedürfnisse und Gefühle und der Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Es hängt von der Situation ab.

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Sabine Pauen
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Susanne Paluch