Solidaritätseffekt bei Trump-Anhängern
Audio-Ausschnitte von Trumps Anruf bei dem obersten Wahlbeauftragten des Bundesstaats Georgia zeigten deutlich, dass Trump selbst versucht habe, den Ausgang der Wahl zu beeinflussen, meint Nocun. „Man kann davon ausgehen, dass es in einer Situation, in der Menschen das Gefühl haben ,Meine politische Gruppe wird angegriffen‘, eine Art Solidaritätseffekt gibt.“

Lügen, um sich gegen die große Verschwörung zu wehren
Entsprechende Untersuchungen aus der Polizeiarbeit zu sogenannten „blue lies“ - Lügen aus einer Art Solidarität - ließen sich auch auf politische Auseinandersetzungen übertragen. Insbesondere in einer aufgeheizten Stimmung seien Anhänger eines Politikers möglicherweise bereit, dessen Falschbehauptungen schon aus Solidarität zu übernehmen.
„Wenn man beispielsweise das rechtsextreme Narrativ von einem großen Kulturkrieg glaubt, wenn man glaubt, es gebe eine große Verschwörung, dann geht man vielleicht auch so weit zu sagen: ,Dann ist es auch ok zu lügen, weil wir uns gegen die große Verschwörung wehren müssen‘.“
Faktenchecker kämen da oft gar nicht mehr hinterher, weil schneller neue Falschbehauptungen auftauchten, als sich durch Recherchen widerlegen ließen.
Die Autorin Katharina Nocun befasst sich mit politischen Prozessen und ihrer Vermittlung im Internet. Erschienen ist von ihr 2020 das Buch "Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen"