In Deutschland geht die Diskussion um den Arbeitsschutz am Filmset in die nächste Runde: Nach den jüngsten Spiegel-Enthüllungen rund um den Schauspieler Til Schweiger hat sich nun erneut die Schauspielerin Nora Tschirner zu Wort gemeldet.
Und: Nigerias scheidender Präsident hat gerade dem Oberhaupt der früheren Königsfamilie von Benin sämtliche Benin-Bronzen übereignet. Weshalb nun bei manchen die Sorge umgeht, die restituierten Bronzen könnten nie wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Koloniale Raubkunst
Gespräch Baden-Württemberg gibt Benin-Bronzen aus Linden-Museum Stuttgart zurück
Nach gut 125 Jahren ist es soweit: Ein Teil der 1897 aus dem damaligen Königreich Benin gestohlenen Kunstschätze soll in die Eigentümerschaft des heutigen Nigeria übergehen. Konkret geht es dabei um 70 Objekte, die im Linden-Museum in Stuttgart zu sehen sind. ,,Eine längst fällige Rückgabe", sagt die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Petra Olschowski im Gespräch mit SWR2, ,,es ist ein Unrecht, das wir nicht ungeschehen machen können, das wir sehr wohl aber wieder gutmachen wollen."
Rund 25 Objekte sollen als Leihgabe in Stuttgart bleiben.
Rückgabe-Vereinbarung Benin-Bronzen verlassen Stuttgart
Erst im November hatte die Landesregierung in Stuttgart grünes Licht gegeben: das Eigentum von 70 wertvollen Benin-Bronzen soll an Nigeria übertragen werden. Jetzt wurde ernst: Im Linden-Museum, dem Stuttgarter Völkerkundemuseum, wurden die Rückgabe-Vereinbarung offiziell unterzeichnet. Und auch ein erstes Objekt, eine Maske aus Elfenbein aus dem 16. Jahrhundert, wird sich für immer aus Stuttgart verabschieden.
Leben Wunden heilen – Die emotionale Seite der Restitution
Können koloniale Wunden heilen? Die geplante Rückgabe von über tausend Benin Bronzen in deutschen Museen soll ein Schritt in Richtung Aufarbeitung von Kolonialgeschichte sein.
Kunst Benin-Bronzen: Webseite listet erstmals die betroffenen Raubkunst-Objekte auf
Nach der umstrittenen Einigung zwischen Deutschland und Nigeria über eine „substanzielle“ Rückgabe der Benin-Bronzen im April 2021, sind nun zum ersten Mal alle Informationen zu den betroffenen Museumsobjekten auf einer Webseite aufgelistet und öffentlich zugänglich.
Raubkunst Königliche Delegation aus Kamerun fordert im Linden-Museum Stuttgart Rückgabe von Objekten
Nachdem im August ein offizieller Rückgabe-Antrag beim Land Baden-Württemberg eingereicht wurde, hat der König der Nso, der Fon, das Stuttgarter Völkerkundemuseum besucht. Mehrere Objekte, die zur Sammlung des Linden-Museums gehören, stammen offensichtlich aus dem Besitz des Nso-Volkes. Der König hofft auf eine Rückgabe bereits im Februar nächsten Jahres.
Kultur Ethnologische Museen im Umbruch – Wie mit kolonialer Raubkunst umgehen?
Mit der Rückgabe der Benin-Bronzen hat 2022 in Berlin eine museale Revolution begonnen. Die Völkerkundemuseen wollen sich neu erfinden. Nur den Namen ändern, wird nicht reichen.
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Rückgabe von Raubkunst: Dekolonisierung oder reine Symbolpolitik?
„Wir haben uns angewöhnt, dass wir uns holen, was wir brauchen und das auch von anderen Kontinenten. Das geht nicht mehr, das führt unseren Planeten in die Katastrophe“, sagt der Historiker Jürgen Zimmerer.
Er ist Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Uni Hamburg. Für uns ordnet er ein, wie die Kolonialzeit und das Ausbeuten von Regionen im Globalen Süden mit dem Klimawandel zusammenhängen und erklärt, warum es so lange gedauert hat bis zur Rückgabe von Raubkunst aus Afrika.
Einer der bekanntesten Fälle sind die Benin-Bronzen. Frankreich und Deutschland haben sich vorgenommen die Kunstwerke zurück zu geben. Aber wie kamen die wertvollen Bronzen überhaupt nach Europa?
Darüber sprechen wir mit Amina Aziz. Sie hat die Geschichte für den ARD-Kulturpodcasts „Akte: Raubkunst?“ recherchiert und schildert den gewaltvollen Weg einiger Benin Bronzen aus dem heutigen Südwesten Nigerias nach Deutschland. „Britische Soldaten haben Benin City auf brutalste Weise eingenommen, sie haben Dörfer und Städte niedergebrannt und den Palast geplündert. Und sie waren stolz darauf, wie wir von Fotos wissen.“
Noch mehr Informationen zum Thema gibt es im Podcast „Akte: Raubkunst“ von ARD Kultur. Zu hören ist diese Serie, unter anderem, in der ARD Audiothek.
Habt ihr noch mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de
Host: Max Knieriemen
Redaktion: Max Knieriemen und Kristine Harthauer