Ohne Wasser kein Leben – das ist eine unbestreitbare Tatsache und auch der Grund, warum menschliche Lager und Siedlungen schon immer in der Nähe von Wasserstellen errichtet wurden. Und wenn das nicht gerade ein Fluss oder ein See war, dann wurden eben Brunnen geschlagen.
Noch heute sind Brunnen so etwas wie ein Synonym für Zivilisation, Siedlung und nicht zuletzt auch für die Entwicklungshilfe. Wer etwas Gutes tun will, der spendet Geld für den Brunnenbau, beispielsweise in Afrika. Das ist effektiv und geht schnell – aber nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint, denn der Bau eines Brunnens schafft zwar Zugang zu sauberem Trinkwasser, greift aber enorm in die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen ein.
Die enorme gesellschaftliche Bedeutung des Brunnen zeigt sich auch in seiner kulturellen Rezeption. In Märchen und Erzählungen ist der Brunnen ein äußerst beliebter Topos, der allein im Märchen die unterschiedlichsten Funktionen haben kann: sei es als Wohnort für Märchen- und Sagenfiguren oder als Durchgang in eine andere Welt.
Und auch in der modernen Stadtplanung spielen Brunnen und Wasserarchitektur eine wichtige Rolle im Hinblick auf klimaresiliente Städte. Denn ein Brunnen ist nicht nur schön und ein beliebter Treffpunkt, sondern schafft auch Abkühlung.
Außerdem nehmen wir in dieser SWR2 Matinee ganz konkrete Brunnen in den Blick, z.B. die Fontana di Trevi – der vielleicht berühmteste Brunnen der Welt. Wir besuchen einen Mineralwasserbrunnen, betrachten den Jungbrunnen von Cranach und zuletzt genießen wir die sinnlichen Seiten des Schokoladenbrunnens.
Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen der Sendung sind die der Ethnologe Hans-Peter Hahn, die Freiraum- und Verkehrsplanerin Katrin Korth und der Literaturwissenschaftler und Leiter des Grimm-Hauses in Steinau, Burkhard Kling.
Redaktion: Monika Kursawe
Musik: Moritz Chelius
Sonntagsfeuilleton mit Stefanie Junker.
AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE ZUM ANHÖREN
Gespräch Hans Peter Hahn: Brunnenbau in Entwicklungsländern
Kaum ein Projekt ist in der Entwicklungshilfe so beliebt, wie der Brunnenbau. Denn: die Kosten sind überschaubar, das Ergebnis schnell sichtbar. Dabei wird oft übersehen: die Arbeit ist nicht beendet, wenn das Wasser sprudelt. Interview: Stefanie Junker.
Gespräch Katrin Korth: neue Brunnen braucht das Land
Brunnen sind nicht nur Orte, an denen sich Jung und Alt gerne trifft, sie können auch dazu beitragen Städte hitzeresilienter zu machen.
In der Stadtplanung werden deshalb beide Aspekte, Geselligkeit und Abkühlung, immer wichtiger. Interview: Stefanie Junker.
Gesellschaft Besuch im Mineralwasserbrunnen
Stuttgart hat die zweitmeisten Mineralwasservorkommen Europas – und dementsprechend viele Brunnen. Ein ganz Besonderer ist im Bad Berg: hier sprudelt mitten im Schwimmbecken ein Trinkbrunnen, in dessen Wasser man auch schwimmt. Von Anjte Nutbohm.