Düzen Tekkal und ihr Blick auf #MeTwo

"Wir brauchen einen German Dream"

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Interview mit Düzen Tekkal

Die Journalistin und Filmemacherin Düzen Tekkal hat bereits 2016 den Hashtag #GermanDream ins Leben gerufen und ihre positiven Erfahrungen als Deutsche mit jesidisch-kurdischen Eltern mitgeteilt. Daran gab es Kritik: Eine Haltung der Dankbarkeit verdränge den Rassismus, den viele erlebten.

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Den Hashtag #GermanDream gibt es schon länger

Unter dem Hashtag #GermanDream gibt es aktuell sehr viele Äußerungen in den sozialen Medien. Düzen Tekkal hat diesen Hashtag bereits 2016 publiziert in ihrem Buch "Deutschland ist bedroht. Warum wir unsere Werte jetzt verteidigen müssen". Trotzdem will Düzen Tekkal #GermanDream auch als Antwort auf die Äußerungen von Mesut Özil über seine Erfahrungen mit Rassismus in der Nationalmannschaft verstanden wissen.


 

#GermanDream und #Metwo die zwei Seiten einer Medaille

Allerdings habe auch sie unter dem Hashtag #Metwo ihre negativen Erfahrungen mit Rassismus getwittert, sagt Düzen Tekkal. Ihr persönlicher #GermanDream: Nach ihrem Examen mit Prädikatsnote habe sich ihr Vater bei ihrem Professor bedankt, aber nicht bei ihr. Der Professor habe ihrem Vater dann gesagt, er solle sich bei seiner Tochter bedanken, denn es sei ihre Leistung. Viele ihrer Freunde mit Migrationshintergrund hätten solche Erfahrungen gemacht, weiß Düzen Tekkal.

Vernunft statt allzu starker Emotionen

Die Rapperin Reyhan Şahin meint, dass durch das Nebeneinander von negativen und positiven Erfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichte die Rassismuskritik für die kritisierte Mehrheitsgesellschaft eher annehmbar wird. Auch Düzen Tekkal hofft, dass sich aus der angestoßenen Debatte langfristig politische Veränderungen ergeben. Angesichts einer Gesellschaft, in der Herkunft und Religionszugehörigkeit von großer Bedeutung seien, müsse man sowohl im Netz als auch in den persönlichen Begegnungen für Vielfalt und Gemeinsamkeiten werben.

Ausgewählte Beiträge zu #GermanDream und #Metwo:

Özils Foto mit Erdoğan

Der Hashtag #Metwo2 geht noch einen Schritt weiter und beschäftigt sich mit jeder Diskriminierung, zum Beispiel auch innerhalb der türkischen Commity gegen Kurden, Aleviten oder säkulare Türken. Dies betreffe auch ihre Haltung zu dem Foto, das Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan habe machen lassen, sagt Düzen Tekkal. Özil beklage den Rassismus in Deutschland, lasse sich aber mit jemand fotografieren, der im eigenen Land für Rassismus sorge. Rassismus mache vor keiner Religion und keiner Nation halt, auch darüber müsse gesprochen werden, meint Düzen Tekkal.

#GermanDream und die Rolle der deutschen Geschichte

#GermanDream sei auch bezogen auf das "German Trauma" des Faschismus. Die deutsche Geschichts- und Erinnerungskultur sei enorm wichtig. Sie müsse verbunden werden mit der Entwicklung der gegenwärtigen Kultur, so Tekkal.

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SWR