Am 11. September 1973 – also vor 50 Jahren putschte sich das Militär in Chile an die Macht und stürzte den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende. Bis heute ist das Land mit der Aufarbeitung der grausamen Militärdiktatur unter General Pinochet beschäftigt. Dabei seien Rückschritte zu beobachten, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori aus Mannheim, deren Großvater Wirtschaftsminister unter Allende war. „Die Demokratie muss erneut verteidigt werden, weil sie von der extremen Rechten unter Druck ist“, so Cademartori bei SWR2.
Pinochet-Diktatur wird von Rechten in beschönigendes Licht gerückt
José Cademartoris Flucht vor der Diktatur hat ihre Familiengeschichte geprägt, sagt seine Enkelin Isabel Cademartori. Während ihrer teilweise in Chile verbrachten Schul- und Studienzeit habe es sie sehr politisiert, dass viele Menschen die Diktatur Pinochets noch in guter Erinnerung gehabt hätten. Sie sei jedoch mit der familiären Erzählung aufgewachsen, dass die Diktatur furchtbar gewesen sei und dieser Widerspruch habe schon in ihrer Kindheit zu Konflikten und Streitigkeiten geführt.
In den vergangenen Jahren sei wahrzunehmen, dass es in der Aufarbeitung der Diktaturzeit große Rückschritte gebe. Seit dem Erstarken der extremen Rechte würde diese Zeit wieder in ein beschönigendes Licht gerückt und eine positive Verbindung zu Pinochet gezogen, erklärt Isabel Cademartori.

FAKT zur Rolle der deutschen Geheimdienste beim Putsch in Chile 1973:
Buchkritik Günther Wessel – Salvador Allende. Eine chilenische Geschichte
In Chile hat Präsident Allende erstmals in Lateinamerika den demokratischen Sozialismus zu realisieren versucht. Doch sein Projekt scheiterte am Widerstand der vom CIA unterstützten politischen Rechten. Beim Militärputsch am 11. September 1973 kam Salvador Allende ums Leben. In seinem Buch gelingt es Günther Wessel, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Geschichte Lateinamerikas wieder lebendig werden zu lassen.
Ch. Links Verlag, 256 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-96289-196-1
Literatur Neue Untersuchung zum Tod Pablo Nerudas: Durch Pinochet vergiftet?
Im Jahr seines 50. Todestages könnte endlich Gewissheit kommen: Wurde der chilenische Dichter und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda im Auftrag des Pinochet-Regimes vergiftet?
Leben Gedämpfte Aufbruchs-Euphorie – Wie der Wandel in Chile Familien spaltet
Chile erlebt nach der Wahl des progressiven Präsidenten Boric einen großen Wandel. Doch der gefällt nicht allen. Der Streit von Damian Correas Vater und seinem Onkel steht symbolisch für ein gespaltenes Land.
Buchkritik Lina Meruane - Heimkehr ins Unbekannte. Unterwegs nach Palästina
Die Vorfahren der chilenischen Autorin Lina Meruane stammen aus Palästina. In "Heimkehr ins Unbekannte" begibt sie sich in Palästina auf Spurensuche. Ein hellsichtiger Kommentar über die nie enden wollende Suche nach der eigenen Identität. Rezension von Peter B. Schumann. Aus dem Spanischen übersetzt von Susanne Lange Berenberg Verlag ISBN 978-3-946334-68-2 208 Seiten 24 Euro