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26.10.1870: Ein Orkan beschädigt den Lutherbaum bei Worms

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AUTOR/IN
Mareike Gries
ONLINEFASSUNG
Gabriele Heuer

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Ein Baumstumpf, der unter Denkmalschutz steht

Die Ulme, in deren Schatten Martin Luther gepredigt haben soll, ist wahrscheinlich im 16. Jahrhundert gepflanzt worden. Am 26. Oktober 1870 wurde der Lutherbaum bei Pfiffligheim von einem orkanartigen Sturme zerstört. Von dem ca. 100 Fuß hohen Baume steht heute nur noch ein teilweise der Rinde beraubter Stumpf von 18 bis 20 Fuß. Die Reste des Baumes stehen heute unter Denkmalschutz.

Martin Luther selbst soll diesen Baum gepflanzt haben - oder hat er darunter gepredigt?

Dass der Baum den Wormsern so wichtig war und bis heute ist, liegt vor allem an
einer Sage, erklärt der Historiker Jörg Koch, der ein Buch über den Lutherbaum geschrieben hat. Demnach soll Martin Luther höchstselbst den
Baum gepflanzt haben. Oder aber, er hat darunter gepredigt, als er im Frühjahr 1521
auf dem Reichstag zu Worms für die Reformation einstand. Dann hätte der Baum allerdings wesentlich älter sein müssen.

Der Lutherbaum beeindruckte einst Victor Hugo und Theodor Fontane

Wie alt der Baum genau ist, kann keiner sagen. Denn das, was bis heute im Wormser Stadtteil Pfiffligheim an den Lutherbaum erinnert, ist nicht mehr das Original. Fest steht, dass der Baum bereits 1750 auf einer Landkarte verzeichnet wurde, weil er schon damals gigantisch groß war. Das lässt darauf schließen, dass er tatsächlich zur Zeit der Reformation gepflanzt wurde. Und fest steht auch, dass dieser Baum-Gigant selbst Geistesgrößen wie Victor Hugo oder Theodor Fontane beeindruckt hat.

Eine neue Ulme im hohlen Stumpf des einstigen Lutherbaums

Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts war irgendwann wirklich nichts mehr zu retten vom Lutherbaum. Und trotzdem gibt es ihn bis heute, sagt Jörg Koch. 1999 pflanzte man in den hohlen Stumpf des einstigen Baums eine neue Ulme. Und seit etwas über 20 Jahren grünt es aus diesem Baum und von weitem denkt man: der Lutherbaum – um 1500 gepflanzt – stünde noch heute.

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