Zeitwort

25.5.1933: Joseph Goebbels bestellt 100.000 Volksempfänger-Radios

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Heiner Wember

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Eine Palette an Volksprodukten war geplant

In der NS-Zeit sollte es nicht beim billigen Volksradio bleiben; geplant war eine ganze Palette an Volksprodukten, vom Volksklavier bis zum Volksmotorboot. Sie suggerierten, dass sich nun mehr Leute mehr leisten könnten — ein Irrtum.

Denn im Vergleich zu anderen Ländern war die Kaufkraft im Deutschen Reich relativ gering. Das galt für den Volkskühlschrank und die Volkswohnung, für den Volkstraktor – und für den Volkswagen. Statt zu den Kunden rollte der VW als sogenannter Kübelwagen an die Front: Bei Hitler kam Krieg vor Konsum.

Nur der Volksempfänger war zahlenmäßig ein Erfolg — relativ. Andere Länder waren mit der Radioverbreitung weiter. Lediglich 40 Prozent der Neugeräte im Reich waren Volksempfänger, alle anderen Käufer bevorzugten ein teures Großgerät von Firmen wie Siemens oder Blaupunkt.

Volksempfänger als Waffe im Weltanschauungskampf

Mit den Großempfängern konnte man besser Auslandssender hören. Im Krieg wurde das Hören von Auslandssendern — sogenannten „Feindsendern“ — verboten. Wer bei diesem „Rundfunkverbrechen“ erwischt wurde, konnte in besonders schweren Fällen sogar mit dem Tod bestraft werden.

Nach Stalingrad hielt Goebbels die Deutschen am Volksempfänger noch zwei Jahre lang bei der Stange mit einer Mischung aus Bomben-Stimmung und Durchhalteparolen.

Der Volksempfänger blieb bis zum Schluss eine Waffe im Weltanschauungskampf, als Goebbels die vorrückenden Alliierten noch mit seinen vermeintlichen Guerilla-Truppen in Schrecken versetzte.

Kein Wunder, dass die Alliierten nach dem Krieg alle Radios beschlagnahmten. Der Volksempfänger ist seitdem verschwunden — und mit ihm seine Parolen.

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Heiner Wember