Google wurde vom ChatGPT-Start im Herbst 2022 „offenkundig überrumpelt“, sagt Daniel Leisegang von netzpolitik.org. Dennoch seien KI-Chatbots keine ernsthafte Bedrohung für Google, denn die größte Suchmaschine der Welt forsche selber schon lange an Künstlicher Intelligenz.
Alltag ohne „googeln“ kaum vorstellbar
Ein Alltag ohne die Suchmaschine Google ist für viele Menschen kaum vorstellbar. In diesen Tagen wird die bekannteste Internet-Suchmaschine der Welt 25 Jahre alt. In diesen 25 Jahren ist Google zu einem der größten Tech-Giganten der Welt angewachsen, prägt unseren Umgang mit dem Internet, „googeln“ ist zur Vokabel geworden. Allerdings: Ob die nächsten 25 Jahre auch so erfolgreich werden für den Konzern, ist angesichts der technologischen Entwicklung zumindest offen.

KI ändert vieles für Google
Daniel Leisegang, Chefredakteur von netzpolitik.org, verweist im SWR2-Interview vor allem auf KI-basierte Chatbots wie ChatGPT. Sie ermöglichten künftig einen regelrechten Dialog mit dem Nutzer. Das allerdings, so Leisegang, sei für Google keine ernsthafte Bedrohung: „Dahinter müssen immer noch Informationen verarbeitet werden, sortiert werden und ausgegeben werden. Und das wird Google weiterhin und vermutlich besser als viele andere machen.“
ChatGPT war böse Überraschung
Dennoch wurde Google aus Sicht des Experten „offenkundig überrumpelt“ vom Start von ChatGPT im vergangenen Herbst. Die Aufregung war allerdings nur von kurzer Dauer. Denn, so Leisegang: „Google ist schon lange dabei, KI zu erforschen und auch in die Produkte einfließen zu lassen. Sie haben bisher einfach nur das Risiko gescheut.“ Jetzt allerdings, so Leisegang im SWR2-Interview, werde sich Google allzu langes Zögern nicht mehr leisten können.
Das Google-Geschäftsmodell mit Werbung infrage gestellt
Das grundsätzliche Problem des Konzerns besteht darin, dass durch Künstliche Intelligenz sein gesamtes Geschäftsmodell und insbesondere das Werbegeschäft „ordentlich durcheinander gerät“. Die Möglichkeit, mit Chatbots zu kommunizieren, wirke sich direkt aus auf künftige Marketingstrategien von Anzeigenkunden – und damit auch auf Google selbst, so Leisegang. Die Kernfrage laute: „Wie präsentiere ich eigentlich Werbung in diesen Dialogen?“
Desinformationen bei US-Präsidentschaftswahl sind „ganz realen Gefahr“
Künstliche Intelligenz bedroht aus Sicht des Internet-Experten nicht nur das Geschäftsmodell, sondern auch das Image von Google. Große Mengen KI-basierter neuer Inhalte erhöhe die Gefahr, dass vermehrt Desinformationskampagnen in die Ergebnisse von Suchmaschinen gerieten. Damit sei deren Glaubwürdigkeit bedroht. Leisegang spricht im SWR2-Interview von einer „ganz realen Gefahr“ – die nach seiner Einschätzung auch bald konkret werde: „Das wird gerade bei der US-Präsidentschaft Wahl im kommenden Jahr sicherlich eine große Rolle spielen. Und da werden wir ein Katz-und-Maus-Spiel erleben zwischen Google und diesen Desinformationskampagnen.“ Ob dieses Rennen letztlich zugunsten Googles ausgehe, sei keineswegs sicher.
25 Jahre Google
Strengere EU-Regeln für Online-Riesen
Facebook, Google und Co. müssen nach einem neuen Gesetz künftig schärfer gegen illegale Inhalte wie zum Beispiel Hass und Hetze im Netz vorgehen, sonst drohen den Online-Giganten hohe Geldbußen.
Song des Monats Der Februar-Song von Lars Reichow: „Google dich mal schlau“
Das war längst einmal fällig: eine Hymne auf die größte Suchmaschine aller Zeiten! SWR2-Musikkabarettist Lars Reichow setzt sich in seinem „Song des Monats Februar“ an die Tasten, um sie zu feiern – die Verfügbarkeit des gesamten Weltwissens, die Lösung aller nötigen und unnötigen Alltagsfragen mit einem Mausklick.
ChatGPT & KI
Forum Feindliche Übernahme – Geht uns durch KI die Arbeit aus?
Geli Hensolt diskutiert mit
Dr. Tina Klüwer, Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum (K.I.E.Z.)
Daniel Privitera, Zentrum für KI-Risiken und -auswirkungen (kira)
Prof. Dr. Johanna Wenckebach, Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung
Künstliche Intelligenz Autoren klagen: In den USA wächst der Widerstand gegen Chatbots
In den USA häufen sich die Klagen gegen Unternehmen wie Open AI, Meta und Google, die mit KI arbeiten. Deren Chatbots werden mit Texten aus dem Internet trainiert, die teilweise urheberrechtlich geschützt sind. Und es melden sich immer mehr Menschen, die Opfer von Falschinformationen geworden sind.
Bildung So können Lehrer und Schüler Chat-GPT sinnvoll einsetzen
Letztes Schuljahr ist Chat-GPT recht plötzlich aufgetaucht und Schüler*innen wie Lehrer*innen mussten sich im laufenden Betrieb damit zurechtfinden. Wie sieht das jetzt im anstehenden neuen Schuljahr aus? Wie kann Chat-GPT in der Schule sinnvoll verwendet werden?
Ralf Caspary im Gespräch mit dem (Netz-)Lehrer Bob Blume.
Gespräch Neues KI-Forschungszentrum von Amazon in Tübingen – Deutschland nur bedingt konkurrenzfähig
Die Eröffnung eines KI-Forschungszentrums in Tübingen würde nicht viel am Forschungsstandort Deutschland ändern, so SWR Redakteur David Beck in SWR2.
Künstliche Intelligenz Urheberrechtsverletzung? ChatGPT-Entwickler OpenAI von US-Komikerin verklagt
Künstliche Intelligenz braucht und nutzt für seine Entwicklung Gedanken und Werke von Autor*innen. Verletzt dies deren Urheberrecht?
Gesundheit Keine gute Idee: Krankheitsdiagnose vom Chatbot
Immer mehr KI-basierte Chat Bots kommen auf den Markt – der bekannteste ist ChatGPT. Manche sind als Medizin-Bots ausgewiesen und sollen Patienten eine Diagnose stellen. Dass sie bisher noch sehr unzuverlässig sind, hat verschiedene Gründe.
Jochen Steiner im Gespräch mit Stephen Gilbert vom Zentrum für Digitale Gesundheit der TU Dresden
Künstliche Intelligenz Vom Traumjob zum Trauma: Ein Sichter für ChatGPT berichtet
Das kenianische Unternehmen „Samasource“ hat über 3000 Mitarbeitende. Sie sichten illegale Inhalte auf Sozialen Medien, aber auch für den Chatbot ChatGPT. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet von traumatischen Erlebnissen und dem Kampf für gerechte Bezahlung und psychologische Unterstützung.