Das Stadthaus Ulm zeigt die Zirkus-Bilder der jungen Berliner Fotografin Johanna-Maria Fritz aus vielen Krisengebieten der Welt. Mit ihren beeindruckenden Bildern entdeckt Fritz in „Like a Bird“ eine Kunst in der Krise – aber mit großem Potential.
Künstlerin Johanna-Maria Fritz ist aktuell in Bachmut
Eine Ausstellung zum Thema „Zirkus“, das verheißt fröhliche Leichtigkeit. Es war dann aber eher schwierig für die Kuratorin Daniela Baumann, im Stadthaus Ulm die aktuelle Ausstellung mit Zirkus-Bildern der Fotografin Johanna-Maria Fritz einzurichten.
Denn die Künstlerin war praktisch nicht zu sprechen. Und wenn sie es mal war, hatte sie wohl kaum den Kopf frei für Bilder bunt verkleideter Akrobaten – denn Johanna Maria Fritz steckt schon seit Monaten in irgendwelchen Bunkern, Schützengraben oder Kellern am schlimmsten Kriegsschauplatz der Ukraine, in Bachmut.
„Johanna-Maria Fritz kann leider nicht zur Eröffnung kommen. Wir haben am Freitag zuletzt telefoniert, und da war schon klar, die Aktivitäten in der Ukraine, vor allem in Bachmut, wo sie gerade ist, die werden immer extremer, und die Heimreise wäre einfach zu gefährlich.“ erklärt Daniela Baumann.

Erstmals werden die Bilder ausgestellt
Sie hatte die Zirkusbilder von Johanna Maria Fritz schon lange im Blick, und damit auch ein ganz zentrales Thema der jungen Berliner Fotografin. Denn beim Blick auf deren immense Projektliste fällt auf, dass der allererste Eintrag aus dem Jahr 2012, da ist Johanna Maria Fritz gerade mal 18, lautet: Beginn der Zirkus-Serie, in Ostdeutschland. Seitdem hat die Fotografin immer weiter Zirkusmotive gesammelt, in Palästina, Iran, Afrika und Asien.
„Als ich mit Johanna-Maria Fritz in Kontakt trat, stellte sich ganz schnell heraus, dass sie Hunderte von Bildern hat und davon noch nie eine größere Auswahl gezeigt wurde. Und wir zeigen jetzt mit der Ausstellung erstmals alle sieben Länder, also alle sieben Serien in einer größeren Auswahl mit insgesamt 101 Bildern.“ so die Kuratorin.
Ein anderer Fokus auf ferne Schauplätze
Die fernen Schauplätze sind vor allem für ein westliches Publikum interessant, denn die meisten von uns dürften von diesen Gesellschaften nur sehr wenig eigene Anschauung haben.
„Wir sehen viele Aufnahmen aus diesen Gebieten, aber immer in Verbindung mit der Krise. Und immer stehen die Gewalt, die Armut und das Elend im Vordergrund. Und das ist bei ihr gar nicht der Fall.“
Denn Johanna Maria Fritz interessiert sich für ihre zirzensischen Protagonisten jenseits von Aktualität.
Die Bilder sind an Surrealismus kaum zu übertreffen
Ihre Lichtbilder verschaffen den Artisten unvergessliche Auftritte. An Surrealismus nicht zu übertreffen ist etwa eine Zufallsbegegnung auf einer Straße in Gaza: Ein poppig gekleideter Stelzenläufer mit knallfarbenen Jonglierkeulen in den Händen blickt einer olivgrün getarnten Horde von Kalaschnikow tragenden Hamas-Kämpfern hinterher, die gerade auf einem Pick-Up vorbeidonnern.

Der kindlich-unschuldige Titel von Fritz' Zirkus-Zyklus lautet: „Like a bird“ – wie ein Vogel.
Der Zirkus befindet sich in der Krise
Die farbsatten, meisterlich komponierten Bilder erzählen davon, wie verschieden Zirkus in unterschiedlichen Traditionen sein kann, und dass er heute fast überall in der Krise ist – Zirkusleute leben oft sehr prekär.
Andererseits bietet Zirkus ein unverwüstliches Quantum Hoffnung – also denselben Stoff, der auch die Fotografin Johanna Maria Fritz antreiben dürfte, in Bachmut oder wo auch immer sie gerade sein mag.
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