Das Wilhelm-Hack-Museum zeigt mit „Zerreißprobe“ den Einfluss der Collage auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. In Werken von Andy Warhol, Sigmar Polke oder Daniel Spoerri geht es um Politik, Pop, Konsumkritik und Geschlechterrollen: Themen also, die aktueller sind denn je.
Jackie Kennedy in Collagen von Andy Warhol
Ein Werk – vier Gesichter von Jackie Kennedy. Für „Jackie III“ hat Andy Warhol Pressefotos der lachenden Präsidentengattin und der trauernden Witwe nach dem Attentat auf ihren Mann John F. Kennedy zu einer Collage zusammengestellt. Aus frei zugänglichen Pressefotos hat der Pop-Art-Künstler Warhol ein Werk geschaffen, bei dem es um die für ihn zentralen Themen Starkult und Tod geht.
Durch die Variation des Motivs schärfe der Künstler dabei auch den Blick des Betrachtenden, sagt Kuratorin Julia Nebenführ. „Man hat so das Gefühl, man kommt ihr nah. Weil es natürlich im Format groß ist, aber auch, weil er nur die Ausschnitte ihres Gesichts nimmt.“
Collage als Kunstereignis des 20. Jahrhunderts
Bereits Bestehendes nehmen, gegebenenfalls zerstören wie beispielsweise durch das Zerreißen von Papier, und daraus etwas Neues machen. Julia Nebenführ sagt, diese Arbeitsweise mache die Collage zu einer der wichtigsten Entwicklungen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit verschiedensten Ergebnissen.

So zeigt die Ludwigshafener Ausstellung „Zerreißprobe“ etwa auch die Assemblage „Brunos Frühstück“ von Daniel Spoerri: Ein kleines Tablett, das an der Wand hängt.
„Spoerri ist dafür bekannt, dass er Sachen, die eigentlich auf Tischen stehen, festklebt und an die Wand hängt“, sagt Nebenführ. „Wir sehen hier eine Kaffeetasse, den leeren Teller, die leere Marmelade, die Zigarette, die es wohl nach dem Frühstück oder zwischendurch gab.“
Werke mit politischen Pointen
Gesellschafts- und systemkritischen Collagen widmet die Ausstellung eine eigene Abteilung. Klaus Staeck etwa bezieht in seinen Werken politisch Stellung, indem er eine Coca-Cola-Flasche auf dem Mond platziert und so den US-amerikanischen Einfluss hinterfragt.

Beim „Lippenstift-Bomber“ von Wolf Vostell fallen aus einer Boeing B52 Lippenstifte, die der Künstler auf das als Siebdruck reproduzierte Zeitungsfoto collagierte. Im Original zeigt die Aufnahme, wie Bomben über Vietnam abgeworfen werden.
Manipulierte Fotokunst von Polke und Richter
Neben diesen konkreten Werken sind auch eher mystische Arbeiten zu sehen. Wie zum Beispiel „Umwandlung“ von Sigmar Polke und Gerhard Richter. Es dokumentiert in fünf Schritten, wie die beiden Künstler ein Bergmassiv in eine Kugel verwandeln – mittels eigenen, manipulierten Fotografien.
Die Ludwigshafener Ausstellung „Zerreißprobe“ präsentiert rund 90 Collagen unterschiedlichster Machart. Viele der behandelten Themen wie Konsumreflexion, die Infragestellung von Geschlechterbildern und die Rolle von Medien sind aktuell wie eh und je. Auch deshalb lohnt sich ein Besuch.
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