Kunstmesse

Auftakt der art Karlsruhe: Gesellschaftskritik und ein bisschen heile Welt auf dem Kunstmarkt

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Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt (Foto: SWR, Patricia Neligan)
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Franziska Kiedaisch

Bunt, vielfältig und überraschend: Auf der 20. Ausgabe der art Karlsruhe gibt es neben Werken von großen Namen wie Picasso und Baselitz auch vielversprechende Newcomer zu entdecken. Und an den Ständen der Galerien regen gesellschaftskritische Positionen zum Nachdenken und Diskutieren an. Bis zum 7. Mai zeigen 207 Galerien aus 15 Ländern, was die Kunstwelt und den Kunsthandel aktuell beschäftigt.

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art Karlsruhe (Foto: Pressestelle, Messe Karlsruhe/ Jürgen Rösner)
An vielen Ecken strahlt es dem Publikum bunt und expressiv entgegen auf der diesjährigen art Karlsruhe.

Bunte Farbtupfer von Ernst Wilhelm Nay, unweit entfernt Landschaften in hyperrealistischer Darstellung, Blumen aus pastosen Pinselstrichen in leuchtenden Farben: ein Spiel aus Gegenständlichkeit und Abstraktion. 

Seit knapp 150 Jahren wird die Malerei schon totgesagt. Doch auf der diesjährigen art Karlsruhe wird einmal mehr deutlich: Sie ist lebendiger denn je. 

Spürbare Sehnsucht nach positiven Vibes

Die Trends im Jahr 2023? An vielen Galerie-Kojen strahlt es dem Publikum bunt, expressiv entgegen. Immer wieder stechen Strandmotive ins Auge – Sommersehnsüchte und ein bisschen heile Welt.

Sommerliche Alltagssituationen zeigt auch die Galerie Fuchs aus Stuttgart mit ihrer One Artist Show von Dietmar Lutz – großformatige Acryl-Bilder mit wenigen expressiven Pinselstrichen. Die Sehnsucht nach positiven Vibes ist in diesem Jahr auf der ganzen Messe spürbar.

„Jeder möchte jetzt mal wieder die positiven Dinge sehen. Die Zeiten sind ja nicht so rosig. (...) Jeder sehnt sich nach dem Unbeschwerten – das spiegelt sich in der Kunst wider.“

KI und Kunst: Die Messe als Debattenraum

Werner Tammen, der mit seiner Galerie Tammen schon seit Beginn der Messe 2004 dabei ist, sieht in diesem Jahr noch einen weiteren Trend: Er stellt Lars Theuerkauff aus, der sich mit Künstlicher Intelligenz in der Kunst auseinandersetzt.

„Das wird sicherlich auch am Stand dazu führen, dass wir Aspekte von KI und den Einfluss von KI auf die künstlerische Wahrnehmung führen müssen. Aber dazu ist dann eine Messe eine gute Gelegenheit, um das auch mal gezielt an der Öffentlichkeit zu experimentieren und zu zeigen“, sagt Werner Tammen.

Neben Gefälligem gibt es auch Gesellschaftskritik

Auch wenn beim ersten Schlendern über die Messe auf den ersten Blick viel Gefälliges, Dekoratives auffällt: Immer wieder kann man auf dem Gelände über gesellschaftskritisches stolpern. Zum Beispiel bei der Galerie Schacher, die Joséphine Sagna eine One Artist Show widmet.

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Auch direkt nebenan, bei der Galerie Heckenhauer, die zum ersten Mal auf der art Karlsruhe dabei ist, ist die aktuelle weltpolitische Lage ein Thema: Hier hängen Werke des ukrainischen Künstlers Sergii Chaika.

Eine Reise durch 120 Jahre Kunstgeschichte

Die art Karlsruhe ist in diesem Jahr wieder zu ihrem altbewährten Konzept zurückgekehrt: Eine Reise durch 120 Jahre Kunstgeschichte mit Malerei, Skulptur und Installation ganz unterschiedlicher Preisklassen und Stilrichtungen, die auch Newcomern eine Plattform bietet. 

Und es soll ein anregender Austausch stattfinden: zur Lage der Kunst, dem Kunstmarkt und zur Zukunft der art Karlsruhe. Der Gründervater Ewald Karl Schrade hört auf. Es wird aber schon gemunkelt: Die zukünftige Doppelspitze will die Kunstmesse im Sinne ihres Gründers fortführen.

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