Die Sonderausstellung „Körper Tanz Bild – Tanz ins Zwanzigste“ zeigt rund 200 Exponate aus der Kölner Letter Stiftung zu der Entwicklung des modernen Tanzes vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1930. In einer Kooperation mit dem Theater Koblenz dokumentieren dazu Fotografien - unter anderem von dem Tänzer Arek Glebocki - den aktuellen Bühnentanz. Eine spannende Kombination mit künstlerischen Entdeckungen.
Die flüchtigste aller Kunstformen
Der Tanz ist die flüchtigste aller Kunstformen, eine Bewegung folgt der anderen, die Vergänglichkeit ist sein Naturell. Bildende Künstler versuchen seit Jahrhunderten, die dynamische tänzerische Bewegung aufs Papier zu bringen oder in Bronze zu gießen.
Die Ausstellung ist eine große Herausforderung sagt Dr. Mathias von der Bank, Direktor des Mittelrheinmuseums und Projektleiter von „Tanz Körper Bild“: „Das Besondere ist, dass wir eigentlich was Unmögliches versuchen, nämlich das Thema Tanz von der Seite der Bildenden Kunst her zu betrachten.“
Nur in dem Augenblick der Bewegung existiere der Tanz, erklärt der Projektleier weiter. „Bildende Kunst, das ist ein Werk, das existiert. Aber es hat den Augenblick ja eingefroren für die Ewigkeit. Also im Prinzip genau entgegengesetzt. Und das ist eigentlich die Paradoxie.“

Tanz in der Kunst zwischen 1890 und 1930
Die rund 200 Exponate aus der Kölner Letter Stiftung, Plastiken und Druckgrafik, beschränken sich auf den Zeitraum zwischen 1890 und 1930. Sie dokumentieren den Wandel der Gesellschaft und den Aufbruch in die Moderne:
„Deutschland wird zu einer modernen Großstadtgesellschaft. Die wirkt auf das Thema Tanz und Bildende Kunst ein“, erklärt Mathias von der Bank, „auch dadurch, dass man kritisiert. Diese Gegenwelten sind auch für den Tanz wichtig. Das man sagt, ich will nicht die Großstadt, sondern ich gehe ins Freie und will mich frei entfalten.“
Isadora Duncan revolutionnierte die Tanzkultur
Die US-amerikanische Tänzerin und Choreografin Isadora Duncan gilt als eine der wichtigsten Wegbereiterinnen des modernen Tanzes. Sie etablierte den Barfußtanz und sie war eine der ersten, die dazu klassische Konzertmusik einsetzte. Beides war damals ein ungeheurer Skandal und Isadora Duncan ließ sich feiern wie ein Popstar.
Modetänze kamen auf, Damen tanzten kniefrei, der Tanz und die Kunst befreiten sich von bürgerlichen Normen. Eine imposante Druckgrafik von Ernst Stern zeigt noch einen anderen Aspekt jener Zeit, der die bürgerliche Ordnung sprengt: „Das männliche Publikum Kopf an Kopf mit der nackten Tänzerin. Das triebhafte Element ist zu sehen“, so Mathias von der Bank.

Aktueller Bezug durch Tanz-Fotografien aus dem Theater Koblenz
Einen großen Sprung von fast 100 Jahren macht der zweite Teil der Ausstellung. Er zeigt den Tanz im Hier und Jetzt und zwar am Theater Koblenz. Der Tänzer Arek Glebocki, baut sich seit einiger Zeit ein zweites Standbein als Fotograf auf. Er hat Kompanie-Mitglieder bei den Proben und im Studio fotografiert.
„Diesen Moment und die Pose zu kriegen, ist das Wichtigste“, erklärt der Fotograf. „Das ist der Vorteil, wenn man selbst Tänzer ist. Dass man weiß, wie muss man sich vorbereiten für einen Sprung und das hilft auf jeden Fall.“
Egal ob in der Druckgrafik, in der Plastik oder in der Fotografie, die tänzerische Bewegung oder eine einzige Sekunde einer Pose festzuhalten, ist faszinierend. Die vielschichtige Schau im Mittelrheinmuseum in Koblenz ebenso.
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