Rekordsummen für Kunst

„4096 Farben“ von Gerhard Richter für 20,3 Millionen Euro versteigert: Das sind die teuersten Kunstwerke der Welt

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Franziska Kiedaisch
Franziska Kiedaisch, Autorin und Redakteurin, SWR Kultur (Foto: SWR, Franziska Kiedaisch)

Gerhard Richter zählt zu den teuersten noch lebenden Künstlern weltweit. Seine Bilder erzielen regelmäßig Rekordsummen bei internationalen Auktionen. Umgerechnet 20,3 Millionen Euro erzielte im Mai 2023 sein Bild „4096 Farben“. Im März wurde bei Sotheby's in London sein Werk „Abstraktes Bild 596“ sogar zu einem Preis von umgerechnet 27 Millionen Euro versteigert. Doch beide Richter-Bilder zählen noch lange nicht zu den teuersten Kunstwerken der Welt.

Eine Besucherin steht für Gerhard Richters Bild "4096 Farben" (Foto: IMAGO, IMAGO/ZUMA Wire)
20,3 Millionen Euro hat Gerhard Richters Bild „4096 Farben“ bei einer Auktion am 18. Mai in New York erzielt. Es gilt als eines der Hauptwerke von Gerhard Richter und ist das letzte Gemälde aus seiner Farbtafel-Serie. Es war auch die Vorlage für das prächtige Fenster des Künstlers im Kölner Dom. Das Bild stammt aus Privatbesitz und wurde unter anderem in Chicago, San Francisco, in der Londoner Tate Modern und in den Staatlichen Museen zu Berlin ausgestellt.
Steht nun zum Verkauf: Das sich noch in einem amerikanischen Privatbesitz befindliche Gemälde „Abstraktes Bild“ von 1986 ist eines der ersten großformatigen Gemälde aus der Serie, die der Künstler je geschaffen hat. (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)
Das Gemälde „Abstraktes Bild 596“ (1986) von Gerhard Richter stand am 1. März 2023 zum Verkauf bei Sotheby's London. Es wechselte für umgerechnet rund 27 Millionen Euro den Besitzer. Damit zählt es zu den Leichtgewichten unter den teuersten Kunstwerken.
Da Vinci: Salvator Mundi (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Kirsty Wigglesworth/AP/dpa)
Das teuerste Gemälde der Welt: „Salvator Mundi“ wird Leonardo Da Vinci zugeschrieben. 2017 hat es der saudi-arabische Prinz Mohammed bin Salman für 450 Millionen US-Dollar ersteigert.
Paul Cézanne: Card Player (Foto: IMAGO, imago/UIG)
Für 250 Millionen US-Dollar kauft die königliche Familie Katars, Al Thani, 2011 „Die Kartenspieler“ von Paul Cézanne.
Gauguin: Will you marry me? (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Georgios Kefalas; picture alliance / dpa)
Ob auch das Gemälde „Nafea Faa Ipoipo?“ von Paul Gauguin für 300 Millionen US-Dollar 2014 an die königliche Familie Katars verkauft wurde, darüber spekulieren einige Medien.
Jackson Pollock (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/United Archives)
Jackson Pollocks Bilder erzielen auf dem Kunstmarkt Rekordpreise. Besonders beliebt sind dabei die Werke aus seiner Actionpainting-Serie: etwa das Bild No.17A (200 Millionen US-Dollar) oder Bild No.5 (140 Millionen US-Dollar).
Andy Warhol: Marilyn Diptych (Foto: IMAGO, IMAGO/ZUMA Wire/Nora Tam)
195 Millionen US-Dollar kostet der Siebdruck „Shot Sage Blue Marilyn” von Pop-Art-Künstler Andy Warhol im Jahr 2022. Gekauft hat ihn der amerikanische Galerist Larry Gagosian, der das Bild bereits zuvor besaß und 1986 an eine Zürcher Galerie verkauft hatte.
Picasso: Les femmes d'Alger (Foto: IMAGO, imago/Bettina Strenske)
Für 179 Millionen US-Dollar wechselt das letzte Werk aus Pablo Picassos berühmter Serie „Les femmes d'Alger“ 2015 den Besitzer.
Amedeo Modigliani: Nu couché (Foto: IMAGO, IMAGO/Heritage Images)
170 Millionen US-Dollar kostet 2015 das Gemälde „Nu couché“ von Amedeo Modigliani aus dem Jahr 1917.
Amedeo Modigliani: Nackte liegende Frau (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Johannes Schmitt-Tegge/dpa)
Auch das Modigliani-Gemälde „Nu couché (sur le côté gauche)“ erzielt einen hohen Preis: Für 157 Millionen Dollar wird es 2018 verkauft.
Gemälde 'Untitled XXV' von Willem de Kooning (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Hannah Mckay/EPA/dpa)
Die Bilder von Willem de Kooning erobern ebenfalls den Kunstmarkt: So wechselt etwa das Bild „Woman III” 2006 für rund 142 Millionen Dollar den Besitzer, das hier gezeigte Gemälde „Untitled XXV” erzielt 2016 einen Preis von 66,3 Millionen Dollar.
Francis Bacon: Three Studies of Lucian Freud (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Lefteris Pitarakis)
142 Millionen US-Dollar kostet das Triptychon „Three Studies of Lucian Freud“ von Francis Bacon. Es wird 2013 versteigert und ist zu diesem Zeitpunkt das teuerste Kunstwerk, das jemals unter den Hammer kam.
Alberto Giacometti: Zeigender Mann (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Visko Hatfield)
Die teuerste Skulptur: Alberto Giacomettis „Zeigender Mann“ wid 2015 für 141,3 Millionen Dollar verkauft.
Gustav Klimt: Adele Bloch Bauer I (Foto: IMAGO, imago images/Historical Views)
135 Millionen Dollar erzielt Gustav Klimts „Adele Bloch Bauer I“ aus dem Jahr 1907 im Jahr 2006.
Edvard Munch: Der Schrei (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa/ Andy Rain)
Mit einem Erlös von 120 Millionen Dollar ist zwar auch Edvard Munchs „Der Schrei“ aus dem Jahr 1895 kein Schnäppchen. In Anbetracht der Bekanntheit des Werks und Malers ist der Preis, der 2012 bei Sotheby's New York erzielt wurde, jedoch bemerkenswert.
Pablo Picasso: Junges Mädchen mit Blumenkorb (Foto: IMAGO, Ben Stevens / i-Images)
2018 wird Picassos „Junges Mädchen mit Blumenkorb“ für 115 Millionen Dollar von Peggy und David Rockefeller an die libanesisch-monegassische Familie Nahmad verkauft.
Jean-Michel Basquiat: Untitled (Foto: IMAGO, imago/UPI Photo/John Angelillo)
Rund 110 Millionen Dollar erzielt „Untitled“ aus dem Jahr 1982 von Jean-Michel Basquiat. Es ist damit das teuerste Werk eines Street-Art-Künstlers und einer Person of Color.
Georgia O Keeffe: Jimson WeedWhite Flower No. 1 (Foto: IMAGO, imago/ZUMA Press/Steve Russell)
Das teuerste Bild einer Künstlerin: Georgia O`Keeffes „Jimson Weed/White Flower No. 1“ wird 2014 für 44,4 Millionen US-Dollar versteigert.

Seit Jahren im Rampenlicht des internationalen Kunstmarkts: Gerhard Richter

Rekordverdächtige Preise auf dem Kunstmarkt sind besonders in den vergangenen Jahren keine Seltenheit mehr. Immer höhere Gebote werden in den Auktionshäusern aufgerufen, die Preise steigen mitunter ins Unermessliche.

Gerade Gerhard Richter steht dabei immer wieder im Fokus der Weltöffentlichkeit. Als im Jahr 2015 sein „Abstraktes Bild 599“ für umgerechnet 41 Millionen Euro bei Sotheby’s London verkauft wurde, glich das einer Sensation. Geschätzt wurde das Gemälde im Vorfeld der Auktion auf 27 Millionen Euro.

Im März 2023 wurde ein weiteres Gemälde der Serie in London versteigert. Wie das Auktionshaus Sotheby’s London am 1. März nach Ende der Versteigerung auf seiner Homepage angab, schloss das Los bei etwas mehr als 24 Millionen Pfund, umgerechnet sind das 27 Millionen Euro. Ersteigert hat es laut dpa ein Bieter in Asien, zuvor befand sich das Gemälde im Besitz einer US-Privatsammlung. Im vergangenen Herbst kam sein Werk „192 Farben“ für rund 21 Millionen Euro unter den Hammer.

Gründe für die hohen Preise: Neue Käufer und Investitionen

In Zeiten finanzieller Unsicherheiten folgen teure Kunstankäufe auch der Logik des Marktes: Kunst gilt als sichere Anlage und Investitionsobjekt.

Daneben treten neue Käufer*innen auf den Kunstmarkt, die über das nötige Kleingeld verfügen. Beispielsweise wurde das Gemälde „Salvator Mundi“, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird, 2017 für 450 Millionen US-Dollar an den Kronprinzen und Premierminister Saudi-Arabiens Mohammed bin Salman verkauft. Auch die katarische Emirfamilie kauft inzwischen Kunst zu horrenden Preisen.

Deshalb belegte Sheikha Al Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al Thani im vergangenen Jahr Platz 78 im Ranking des Kunstmagazins Monopol, das jährlich die einflussreichsten Personen in der Kunst kürt. Die Schwester des katarischen Staatsoberhaupts und Vorsitzende der Museumsbehörde würde für eine Millarde Dollar Kunst für die nationale Sammlung einkaufen, so die Begründung des Monopol-Magazins für seine Wahl.

Monopol-Ranking 2022 – Das sind die spannendsten Platzierungen:

Nan Goldin präsentiert ihre Ausstellung "The Ballad of Sexual Dependency" 2017 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Photoshot)
Platz 1: Nan Goldin. Die Fotografin, die selbst abhängig von Schmerzmitteln war, kämpft gegen die Verantwortlichen der amerikanischen Opioid-Krise. „Nan Goldin hat mit ihrer intimen Fotografie Kunstgeschichte geschrieben – und das Museum als politischen Ort neu definiert“, heißt es in der Begründung des Monopol-Magazins. Bild in Detailansicht öffnen
Mitglieder des Kollektivs Ruangrupa  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa/Swen Pförtner)
Platz 2: Ruangrupa. Das indonesische Kunstkollektiv sorgte wegen antisemitischer Darstellungen auf Kunstwerken bei der Documenta für Diskussionen, die Deutschland noch lange beschäftigen würden, so Monopol. Bild in Detailansicht öffnen
Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank im Sommer 2022 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Swen Pförtner)
Auf Platz 8 folgt Meron Mendel. Auf der Documenta sei der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank „verlässlich die Stimme der Vernunft“ gewesen, heißt es bei Monopol. Bild in Detailansicht öffnen
Donna Haraway (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Rusten Hogness/dpa)
Überraschung auf Platz 37: Donna Haraway belegte im vergangenen Jahr noch Platz 1. Die Arbeiten der US-amerikanischen Philosophin und Naturwissenschaftshistorikerin haben zu einem veränderten Blick auf die Umwelt geführt, sie dienen laut Monopol der zeitgenössischen Kunst als Inspirationsquelle. Bild in Detailansicht öffnen
Klimaaktivisten der Klimaschutz-Protestgruppe «Letzte Generation», nachdem sie das Gemälde «Getreideschober» (1890) von Claude Monet im Potsdamer Museum Barberini mit Kartoffelbrei beworfen haben.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/Letzte Generation/AP | Uncredited)
Platz 19 für Klimakleber und Breiwerferinnen: Mit beschmierten Gemälden wollen Klima-Aktivist*innen gegen die Untätigkeit der Politik protestieren. Doch mit den Attacken betonten sie auch „den Wert der Kunst für die Gesellschaft“, begründet Monopol die Wahl. Bild in Detailansicht öffnen
Bénédicte Savoy (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/Christoph Soeder)
Platz 11: Bénédicte Savoy. Die französische Kunsthistorikerin hat „nicht nur dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ins museale Gewissen geredet, sondern auch in Deutschland die Debatte um koloniale Raubkunst geprägt", heißt es bei Monopol. Bild in Detailansicht öffnen
Demna (Foto: picture-alliance / Reportdienste, PA Wire/PA Images/Matt Crossick)
Ein Modedesigner auf Platz 14: Der Georgier Demna Gvasalia – kurz Demna– verwandele Armut in Eleganz, so Monopol. Das Infragestellen bestehender Konventionen in der Modewelt veranlasste das Magazin zur Wahl. Bild in Detailansicht öffnen
Laura Poitras (Foto: IMAGO, imago images/AGF/Maria Laura Antonelli)
Platz 49: Laura Poitras. Die Dokumentarfilmerin prangert politische Missstände an. Ihr Film „All the Beauty and the Bloodshed“ über die Opioidkrise in den USA und die Fotografin Nan Goldin gewann in Venedig den Goldenen Löwen. Bild in Detailansicht öffnen
Sheikha Al Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al Thani (Foto: IMAGO, IMAGO/Mohammed Dabbous)
Auch in der Kunst zeigt sich in diesem Jahr Katars Einfluss. Auf Platz 78: Sheikha Al Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al Thani. Die Schwester des katarischen Staatsoberhaupts kauft jährlich für eine Millarde Dollar Kunst für die nationale Sammlung ein. Damit gehöre sie zu den wichtigsten Kunstsammlerinnen der Welt, so Monopol. Bild in Detailansicht öffnen
Hasso Plattner (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Soeren Stache)
Platz 84: Hasso Plattner. Der SAP-Mitgründer und Kunstmäzen hat in diesem Jahr neben dem Barberini einen zweiten Ort für Kunst und Kultur in Potsdam eröffnet. Das einstige DDR-Restaurant Das Minsk stehe ganz im Zeichen der Ost-Kunst, schreibt Monopol. Bild in Detailansicht öffnen

Weibliche Kunst ist auf dem Kunstmarkt weniger wert

Nicht für jedes künstlerische Werk lässt sich der Preis klar benennen. Einige Kunstwerke standen etwa noch nie zum Verkauf, ihr Wert wurde demnach nicht innerhalb einer Auktion bestimmt.

Daneben gibt es Verkäufe, bei denen konkrete Preise im Unklaren bleiben, so etwa das Gemälde „Nafea Faa Ipoipo?“ von Paul Gauguin. Weder die Verkaufssumme noch der Käufer wurden abschließend bestätigt.

Nach wie vor ist es in erster Linie Kunst von Männern, die für Millionen-Summen den Besitzer oder die Besitzerin wechselt: Während die teuersten Werke der Welt Preise im dreistelligen Millionenbereich erzielen, ist das teuerste Werk einer Künstlerin – Georgia O`Keeffes „Jimson Weed/White Flower No. 1“ – für 44,4 Millionen US-Dollar versteigert worden.

Das teuerste Bild von Gerhard Richter: 2015 wurde „Abstraktes Bild 599“ für umgerechnet 41 Millionen Euro verkauft. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Andy Rain)
Das teuerste Bild von Gerhard Richter: „Abstraktes Bild 599“ kostet umgerechnet 41 Millionen Euro.