Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall verheilen manche Wunden nicht. Die Künstlerin Andrea Tiebel-Quast lebt in der schwäbischen Provinz in der Nähe von Biberach, etwa 50 Kilometer südlich von Ulm. Ihre Arbeiten werden überall im Westen gezeigt. Erst jetzt wagt sie sich erstmals zurück nach Ostdeutschland. „Wurlawa“ heißt ihre Ausstellung in der sorbischen Kulturinformation in Bautzen.
Die innerdeutsche Trennung überwinden
Andrea Tiebel-Quast will Brücken bauen. „Wurlawa”, eine Installation benannt nach einem Spreewaldgeist, schafft eine Verbindung zwischen den Menschen der Schwäbischen Alb und der Trachtenkultur des Spreewalds. Andrea Tiebel-Quast mischt die Elemente der Frauentrachten aus beiden Landstrichen, indem sie eine Schürze aus der Ostalbtracht mit einem Umhängetuch aus der sorbischen Kultur kombiniert.
Die innerdeutsche Trennung und deren Überwindung ist das Hauptthema ihrer Skulpturen, den Installationen, der Malerei, den Drucken und Grafiken von Andrea Tiebel-Quast – denn letztendlich wurde durch die Mauer ihre Familie auseinandergebracht. Als ihr Vater 1983 versteckt im Benzintank eines Autos in den Westen flüchtete, war sie 13 Jahre alt.
Jahrestag Gemischte Bilanz: 30 Jahre Deutsche Einheit
Am 3. Oktober 1990 - ein knappes Jahr nach dem Fall der Mauer - trat die frühere DDR der Bundesrepublik bei, mit weitreichenden Auswirkungen in Deutschland und weltweit. Wie bewerten Ost und West heute – zum 30. „Tag der Deutschen Einheit“ – die Entwicklungen seit dem Mauerfall 1989 und der Wiedervereinigung 1990? Als Erfolgsgeschichte trotz vieler Rückschläge oder als Vereinnahmung des Ostens durch den Westen?
30 Jahre Mauerfall „Wie in einem anderen Land”: Studie vergleicht „Ossis“ mit Migranten
Ostdeutsche sind in der deutschen Gesellschaft ähnlich benachteiligt wie Migranten. Der Journalist Toralf Staud fühlt sich durch diese These des Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung im SWR-Gespräch bestätigt. Bereits vor 15 Jahren hat er darüber einen Zeitungsartikel mit der Überschrift „Ossies sind Türken“ geschrieben. Ostdeutsche mussten sich komplett umorientieren ohne den Ort verlassen zu haben: „Man war wie in einem anderen Land“.