
Weltweit gefragt: Kunst von Max Beckmann
Max Beckmann ist das, was man gemeinhin ein Schwergewicht der Kunstszene nennen kann: Der 1884 in Leipzig geborene Künstler ist derzeit in aller Munde. Kunstsammler*innen, Händler*innen und Museen reißen sich um verkäufliche Werke, Auktionshäuser rufen für seine Bilder Rekordpreise im Millionenbereich auf. Zahlreiche Ausstellungen zum Werk und Leben des Malers zeugen von seiner Beliebtheit beim Publikum. Erst kürzlich eröffnete mit „Departure“ in der Münchener Pinakothek der Moderne eine große Beckmann-Ausstellung.
„Beckmann ist nicht nur einer der bedeutendsten und berühmtesten, sondern eben auch einer der populärsten und auf dem Kunstmarkt höchstbewerteten Künstler.“
Erst unterschätzt, jetzt im Rampenlicht des Kunstmarktes
Nun schreibt sein „Selbstbildnis gelb-rosa“ aus dem Jahr 1943 Geschichte: Für einen Rekordpreis von 20 Millionen Euro ist es am 1.12. beim Berliner Auktionshaus Grisebach versteigert worden. Noch nie zuvor wurde eine höhere Summe innerhalb einer Auktion in Deutschland aufgerufen. Zuvor hatte das Auktionshaus das Bild auf 23 Millionen Euro geschätzt.
Mit einem Preis im zweistelligen Millionenbereich ist das Selbstporträt Beckmanns nicht mehr weit entfernt von den Erlösen, die bereits auf dem internationalen Kunstmarkt für seine Bilder erzielt werden. Ein Trend, der sich seit geraumer Zeit beobachten lässt: 2001 erzielte bereits ein anderes Selbstporträt Beckmanns, das „Selbstbildnis mit Horn“ aus dem Jahr 1938, in New York einen Preis von umgerechnet rund 23 Millionen Euro. Das Auktionshaus Sotheby's rechnete im Vorfeld selbst nicht mit einem solchen Erfolg – und hatte das Bild auf maximal zehn Millionen Dollar geschätzt.

Beckmann-Gemälde „Hölle der Vögel“ ist teuerstes Werk eines deutschen Expressionisten
2017 wurde im Londoner Auktionshaus Christie’s das Gemälde „Hölle der Vögel“ (1937) für rund 41 Millionen Euro versteigert. Damit ist das Bild, das als Anspielung auf den Nationalsozialismus zu verstehen ist, das teuerste Kunstwerk eines deutschen Expressionisten.
Händler*innen und Auktionshäuser orientieren sich selbstredend an solchen Preisen. Das „Selbstbildnis gelb-rosa“ steht auch im Rampenlicht des Kunstmarktes, weil Beckmann inzwischen als Garant für hohe Preise gilt. Oliver Kase, Kurator der aktuellen Beckmann-Ausstellung „Departure“ an der Münchner Pinakothek der Moderne, erläuterte im Vorfeld der Versteigerung gegenüber SWR2:
„Die Summe, die aufgerufen wird, zeigt einerseits natürlich den Stellenwert von Beckmann und ist andererseits gerechtfertigt dadurch, dass die großen Werke aus dieser Zeit, aus den Vierzigerjahren, die in den letzten Jahren versteigert wurden, vergleichbare Summen erreicht haben.“

Die Begeisterung für Beckmann hat mehrere Gründe
Bei Beckmann kommt einiges zusammen, was den Kunstmarkt freut: Ein vielgestaltiges Oeuvre, das nicht allein einer Kunstrichtung zugerechnet werden kann, sondern sowohl ein impressionistisches Frühwerk als auch die bekannten expressionistischen, bunt-figürlichen Arbeiten beinhaltet. Die politische Brisanz seiner Kunst, die Beckmann als so genannter „entarteter Künstler“ ab 1937 aus dem Exil heraus entstehen ließ. Und schließlich der Umstand, dass viele der nun verkauften Bilder zum ersten Mal auf den Kunstmarkt kommen.
Auch das „Selbstbildnis gelb-rosa“, das 1943 im Amsterdamer Exil entstand, befand sich vor der Versteigerung in Privatbesitz und stand nun erstmals zum Verkauf. Ersteigert wurde es nach Angaben des Auktionshauses von einer Sammlung in der Schweiz.
Geschichte des Werks von großer Bedeutung
Zum Kauf stehende Beckmann-Selbstporträts sind eine Rarität, ihre Entstehungsgeschichte bietet einen weiteren Kaufanreiz: Die künstlerische Adaption der dunklen deutschen Vergangenheit gilt unter Kunstmarktexperten auch als ein möglicher Grund für die internationale Beckmann-Begeisterung. Die außergewöhnliche und unverwechselbare Bildsprache Beckmanns, mit der er die Grauen des Nationalsozialismus und seine persönlichen Erfahrungen auf oftmals farbintensive und holzschnittartige Weise zu fassen suchte, begeistert kunstaffine Menschen auf der ganzen Welt.
Ein allgegenwärtig spürbarer Investitionswille und eine damit einhergehende neue, jüngere und breitere Käuferschaft auf dem Kunstmarkt sind weitere Gründe für die teils exorbitanten Preise, die Kunstbegeisterte für Arbeiten von Max Beckmann inzwischen bezahlen.
Auktionator Markus Krause, der das Selbstbildnis Beckmanns am 1.12. unter den Hammer gebracht hat, erklärt den hohen Preis, den das Bild erzielt hat, wie folgt:
„Es hat eine solche Präsenz, es hat eine solche Ausstrahlung, es hat so eine Ruhe und so eine Selbstbewusstheit des Künstlers, die hier rüberkommt. Er ist tatsächlich wie so ein Fürst, der aber quasi nicht über die Welt herrscht, sondern eigentlich über sich selbst.“