Kulturpolitik

Reformkurs Stiftung Preußischer Kulturbesitz beschlossen - Finanzfragen ungeklärt

Stand
Blick auf die Alte Nationalgalerie (Foto: picture-alliance / Reportdienste,  Christophe Gateau)
Eines von vielen: die Alte Nationalgalerie auf der Berliner Museuminsel.

Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) hat am 5. Dezember in Berlin ein Eckpunktepapier zur Neuaufstellung und Effizienzsteigerung der größten deutschen Kulturinstitution beschlossen. Kulturstaatsministerin und Stiftungsratsvorsitzende Claudia Roth (Grüne) erklärte: „Dieser einstimmig gefasste Grundsatzbeschluss ist ein großer und sehr wichtiger Schritt zu mehr Autonomie und besserer Handlungsfähigkeit der Einrichtungen unter dem Dach der SPK.“

Eigenverantwortlichkeit und Budgetverantwortung

Es bedeute eine Stärkung etwa der Eigenverantwortlichkeit und Budgetverantwortung der dem Verbund angeschlossenen Museen, Bibliotheken, Archive und Forschungsinstitute, darunter die 15 Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin. Roth erhofft sich zudem eine stärkere Vernetzung auf Augenhöhe, auch international. Zur Umsetzung brauche es ein Gesetz, das man jetzt gemeinsam mit den Ländern angehen wolle, sagte Roth und räumte ein: „Das wird noch langen Atem und viele weitere Gespräche erfordern.“ Die Entscheidung über die Finanzierung der Stiftung wurde auf den Sommer kommenden Jahres verschoben.

Siebenköpfiges „Kollegialorgan“ wird Vorstand

Das Eckpunktepapier enthält die Empfehlung einer vor zwei Jahren vom Stiftungsrat eingesetzten Kommission. Es sieht künftig einen bis zu sieben Mitglieder umfassenden Vorstand als „Kollegialorgan“ vor, das die Fachkompetenz aus den einzelnen Einrichtungen einbinden soll. Der Vorstand ist für die Gesamtstrategie des Verbunds zuständig. Eine „Zentrale Serviceeinheit“ unter Leitung des Stiftungspräsidenten soll Verwaltungsaufgaben übernehmen. SPK-Präsident Hermann Parzinger sprach von den „entscheidenden Eckpunkten für die Zukunft der Stiftung“, die auch von gesamtstaatlicher Bedeutung sei.

Kulturrat: keine Zerschlagung der SPK

Der Deutsche Kulturrat, Spitzenverband der Bundeskulturverbände, begrüßte die Entscheidung des Stiftungsrats. Er nannte es eine zentrale Entscheidung, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht zerschlagen werde. Unbefriedigend sei die weiter offene Frage der Finanzierung. Auch bedauerte der Kulturrat, dass kein Beirat gesellschaftlicher Gruppen eingerichtet werden soll.

Bestand mit 4,7 Millionen Objekten

Der Wissenschaftsrat hatte im Juli 2020 in einem von der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Auftrag gegebenen Gutachten die Auflösung der 1957 gegründeten SPK vorgeschlagen und dafür plädiert, die zu ihr gehörenden Museen und Institute zu verselbstständigen. Dazu gehören etwa die Staatlichen Museen in Berlin, deren 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten präsentiert werden. Mit fast 2.000 Mitarbeitern ist die Stiftung nach eigenen Angaben der bundesweit größte Arbeitgeber im Kulturbereich.

Buchkritik Hermann Parzinger: Verdammt und vernichtet. Kulturzerstörungen vom Alten Orient bis zur Gegenwart

Hermann Parzinger analysiert in seinem neuen Buch "Verdammt und vernichtet" die Motive für Kulturzerstörungen, die über Zeiten, Kulturen und Kontinente hinweg einem ähnlichen Muster folgen und mit einer gewaltsamen Vermögensumverteilung und schweren Menschenrechtsverletzungen einhergehen.
Rezension von Andrea Gnam.
C. H. Beck Verlag, 368 Seiten, 29,95 Euro
ISBN 978-3-406-76484-4

SWR2 lesenswert Kritik SWR2

Stand
AUTOR/IN
SWR