Kunst

Trotz Debatte im Vorfeld: Antisemitische Darstellung auf der documenta fifteen

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Der Ausschnitt des umstrittenen Großgemäldes des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Pad bei der documenta (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Foto: Uwe Zucchi)
Der Ausschnitt des umstrittenen Großgemäldes des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Friedrichsplatz zeigt einen Soldaten mit Schweinsgesicht. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift "Mossad", der Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes.

Kurz nach der Eröffnung der documenta fifteen fachen neue Vorwürfe die seit Monaten schwelende Antisemitismus-Debatte um die Schau weiter an. Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, forderte die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen. Auch zahlreiche Politiker*innen wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth forderten umgehende Konsequenzen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth fordert Konsequenzen

Auf dem großflächigen Banner am Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht zu sehen. „Das ist eine klare Grenzüberschreitung“, sagte Mendel am 20. Juni der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze.“

Das Werk müsse umgehend abgedeckt oder bestenfalls entfernt werden, forderte er. Im zweiten Schritt brauche es einen Dialog darüber, was schiefgelaufen sei und wo die blinden Flecken dieser documenta seien.

Sorge um antisemitische Positionen bereits im Vorfeld

Dem indonesischen Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt.

 „Es ist vollkommen unverständlich, wie die Documenta fifteen-Verantwortlichen es zulassen konnten, dass diese antisemitischen Werke trotz aller Diskussionen im Vorfeld ausgestellt wurden. Es ist ein Skandal mit Ansage, das macht die Sache noch bitterer."

Kulturmedienschau vom 21.6.2022 Antisemitische Karikatur auf der documenta: Ein Scheitern oder eine Chance, ins Gespräch zu kommen?

Nun also doch: Monatelang stand bei der "documenta fifteen" ein Antisemitismus-Vorwurf im Raum, den die Geschäftsleitung heftig dementierte. Wenige Tage nach Eröffnung der diesjährigen 15. Weltkunstausstellung wurde die Öffentlichkeit auf eine offenbar antisemitische Darstellung auf einem Protestbanner des indonesischen Kollektivs Taring Padi aufmerksam. Die Karikatur eines Geschäftsmanns mit Hakennase und mit Doppelrunen-Zeichen der SS auf dem Hut sowie die Karikatur eines Schweins mit Davidstern wurden mittlerweile abgedeckt. Die Forderung nach dem kompletten Entfernen des Kunstwerks wird derweil lauter.

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