Kunst

Kein Geld für ein neues Sportstadion in Venedig? Dann eben einen Klimt verkaufen!

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AUTOR/IN
Thomas Migge
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Franziska Kiedaisch

Im venezianischen Museum für moderne Kunst in der Ca’Pesaro gilt das Gustav-Klimt-Gemälde „Judith II“ als eines der Hauptwerke. Nun soll es zugunsten eines öffentlichen Sportstadions verkauft werden.

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Idee sorgt für heftige Debatten

Das Bild würde auf dem internationalen Kunstmarkt viel Geld in die städtischen Kassen bringen und das weiß auch der populistische Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro. Deshalb will er den Klimt verkaufen, um auf diese Weise zusätzliches Geld in die städtischen Kassen zu bekommen.

Kommunale Kunst verkaufen, wenn Geld für andere wichtige Dinge fehlt, von denen die Bürgerinnen und Bürger profitieren können? Darüber wird in Italien nun heftig gestritten, nicht nur in Venedig.

Unverständnis und Besorgnis unter Kunsthistorikern

Schon vor einigen Jahren drohte Bürgermeister Brugnaro mit dem Verkauf des Klimt-Gemäldes. Zunächst tat er das ganz ernst, dann scherzte er über das Projekt. Doch Scherze und Provokationen dieser Art stoßen nicht nur auf Unverständnis in Venedig und im übrigen Italien, sondern auch auf scharfe Kritik.

Nicht wenige Kunsthistoriker*innen und Kunstschützer*innen sind besorgt. Wie etwa die römische Kunsthistorikerin Roberta Bernabei: „Gemälde von Klimt haben wir nur zwei in Italien: Eines in Venedig und ein anderes in der Nationalgalerie für moderne Kunst in Rom. Es ist also ein Skandal, allein schon den Verkauf eines solchen Gemälde in Erwägung zu ziehen!“

Kulturgüter stehen in Italien unter strengem Schutz

Doch so einfach ist es nicht in Italien, Kulturgüter in öffentlicher und auch in privater Hand zu verkaufen. Nach der bestehenden Gesetzgebung dürfen bedeutende Kunstwerke nicht außer Landes gebracht werden. Sie müssen innerhalb Italiens verkauft werden. Und der Staat hat ein Vorkaufsrecht.

Auch historische Gebäude können nicht einfach verkauft werden – und wenn, dann müssen die neuen Eigentümer strenge Auflagen in Sachen Restaurierung und Nutzung einhalten. Umbauten sind in diesen Fällen undenkbar.

Aus diesem Grund zieht sich etwa der Verkauf des barocken Palazzo Casino dell’Aurora in Rom, mit dem einzigen bekannten Freskenbild Caravaggios, in die Länge: Es findet sich kein Käufer, der die strengen Vorschriften einhalten will.

Könnten die Regeln bald gelockert werden?

Nicht wenige Kommunen Italiens liebäugeln mit dem Verkauf wertvoller Gebäude oder bekannter und begehrter Kunstwerke, um ihre chronisch leeren Kassen zu füllen.

Noch drohen Lokalpolitiker wie in Venedig nur mit dem Verkauf berühmter Kunstwerke. Doch nicht ausgeschlossen ist, dass irgendwann einmal eine Regierung in Rom, vor allem angesichts eines immer dramatischeren Schuldendrucks, die derzeit strengen Regeln zur Realisierung von Kunstwerken in öffentlicher Hand lockern könnte. 

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