Wer Architektur entwirft, sollte Städte zu einem besseren Ort machen — das ist das Credo der isländischen Architektin Jórunn Ragnarsdóttir. Seit 35 Jahren prägt sie die Arbeit des erfolgreichen Stuttgarter Büros Lederer+Ragnarsdóttir+Oei (LRO) entscheidend mit.
Wenig bekannte Frauen in der Architektur-Szene
Das Ravensburger Kunstmuseum, der Umbau des Stuttgarter Hospitalhofes, das Bischöfliche Ordinariat in Rottenburg — die Arbeiten, die Jórunn Ragnarsdóttir bei LRO mitverantwortet sind vielfach preisgekrönt. Dass Frauen in Sachen Architektur in der ersten Reihe stehen, ist allerdings immer noch eher ungewöhnlich.
Am Ursprung von Ragnarsdóttirs Wunsch, Architektin zu werden, stand ebenfalls eine ungewöhnliche Frau: ihre Großmutter, die als eine der ersten Frauen auf Island den Führerschein machte und später mit ihrer Enkelin begeistert über die Insel kurvte und Geschichten zu Höfen und Bergen erzählte.
SWR2 Zeitgenossen Gespräch mit Ragnarsdóttir
Jorúnn Ragnarsdóttir über ihre Kindheit:
Bauten und Orte, die Geschichten erzählen
„Ich denke, das war so der Grund, warum ich anfing mich dafür zu interessieren, was ist ein Ort und wie kann man mit diesem Ort umgehen“, erklärt die Architektin: „Das ist, was im Städtebau und in der Architektur so wichtig ist, dass man damit auch Geschichten erzählen kann.“
Tradition und Moderne mutig verbinden
Nach dem Abitur zog Jórunn Ragnarsdóttir los, um die Welt zu entdecken, begann 1976 ein Architekturstudium in Stuttgart. Und gründete später mit ihrem Mann, dem Architekten Arno Lederer, ein gemeinsames Büro.
Bei LRO werden häufig traditionelle Baumaterialien – oft Ziegelsteine — kombiniert mit modernen Entwürfen, die sich wunderbar in die Umgebung einfügen.
Mit bald 64 Jahren möchte Jórunn Ragnarsdóttir weiter neu denken — und plant den Sprung nach Berlin.