Der Niederländer Iwan Baan gilt als einer der bedeutendsten Fotografen für Architektur. Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein widmet ihm mit der Ausstellung „Momente der Architektur“ die erste umfangreiche Retrospektive seiner Arbeit und zeigt unter anderem Fotos von Megacities.







Chinas Baumboom als Auslöser
Gleich nach den ersten Schritten im Vitra Design Museum entführt die Ausstellung die Besucher nach Peking. Großformatige Fotos von Iwan Baan zeigen das als „Vogelnest“ bekannte Olympiastadion der Basler Architekten Herzog & de Meuron, aber auch den Bau von Architekt Rem Koolhaas, mit dem die Architekturfotografie von Iwan Baan begonnen hat.
Ein Freund machte ihn mit seinem berühmten niederländischen Landsmann vor 20 Jahren bekannt. Koolhaas baute dort gerade ein Hochhaus für China Central Television.

Meine Intuition war: Da könnte man eine Geschichte erzählen – nicht nur über die Architektur, denn ich wusste damals nicht viel darüber– sondern über den gewaltigen Wandel zu jener Zeit in China.
Menschliche Perspektiven der Megacities
Der studierte Fotograf hatte sein Thema gefunden: Das Fotografieren besonderer, oft bekannter Gebäude, nicht unter einem rein ästhetischen Blickwinkel, sondern in einer sozialen Perspektive.
So auch das in Weil ausgestellte Foto von Bauarbeitern, mit einfachstem Werkzeug kniend auf einer Betonkante in der schwindelerregenden Höhe eines Pekinger Hochhauses.
Städte, die praktisch über Nacht gebaut wurden – mit Tausenden von Arbeitern, die vom Land kamen., dort auf der Baustelle lebten, Skylines, die sich ständig veränderten ...

Der Fotograf als Chronist der dynamischer Entwicklungen
Iwan Baan als Chronist dynamischer Entwicklungen, seine Fotos als Panorama der Architektur der Gegenwart, aber mit einem Blick für den Menschen – das prädestiniert den großen Fotografen für eine Ausstellung im Vitra Design Museum, findet dessen Direktor Mateo Kries.
Die Kuratorin der Ausstellung, Mea Hoffmann, die bei Iwan Baan aus Tausenden seiner Fotos auswählen durfte, sieht in ihm einen großen Geschichtenerzähler mit einer globalen Perspektive.
Viel wurde mit Hand gemacht, weil sie so viel Manpower hatten. Da gab es diesen Modernisierungsschub, Chinas Öffnung, eine ganz andere Zeit als heute. Es war der Höhepunkt der Globalisierung und alle Architekten strömten dorthin.

Traditionelles Wohnen im Kontrast zur Moderne
Zwei weitere Räume im Erdgeschoss des Museums zeigen Luftbilder der Megacities von Sao Paolo, Kyoto und Hong Kong, aber auch ein Mädchen, das sich kopfüber von einer Empore herunterhängen lässt und Iwan Baan dabei direkt in die Kamera grinst. Oder Japanerinnen bei einer Teezeremonie in einem lichtdurchfluteten Gebäude.
Im Kontrast zur Moderne stehen die Fotos im Obergeschoss des Vitra Design Museums. Darauf hat Iwan Baan traditionelle Wohnformen und Gebäude festgehalten: Felsenkirchen in Äthiopien. Lehmbauten in Bangladesch oder die größte Zeltstadt der Welt für bis zu 80 Millionen Menschen, die alle zwölf Jahre beim Hindupilgerfest Kumbh Mela in Indien entsteht.
Die Ausstellung zeigt: Iwan Baan, der Mann mit dem sensiblen Blick und der sanften, fast schüchternen Art, ist weit mehr als nur ein Architektur-Fotograf.
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