Besucher können Restaurierung mitverfolgen
Zuerst werden Skulpturen und Schnitzereien des Altarkastens restauriert. Danach kommen die Bildtafeln von Grünewald an die Reihe. Der Zustand des Altars sei besorgniserregend, hieß es bei der Pressekonferenz des Museums. Das Schlimmste wäre, jetzt nichts zu tun.
Die Restaurierung werde im Beisein des Publikums ausgeführt, erläuterte Restauratorin Cornelia Cione in SWR2. Besucher könnten also bei den Arbeiten zuschauen. Allerdings werde dafür eine Glasscheibe im Raum eingezogen. Die neuerliche Überarbeitung werde zwei Jahre dauern.
Gesamteindruck des Isenheimer Altars wiederherstellen
Der berühmte Altar mit der spektakulären Kreuzigung in pechschwarzer Nacht, eine leidensgekrümmte Christus-Figur als Zentrum, wurde seit den 1970er Jahren bereits mehrmals untersucht und zum Teil auch behandelt und gereinigt, zuletzt 2011.
Schon damals wurden Firnisschichten ausgedünnt und Farbabhebungen fixiert, allerdings nur an einzelnen Tafeln. Der Altar aber ist ein komplexes Gesamtkunstwerk. Es gelte nun, vor allem den Gesamteindruck zu erhalten oder vielmehr wiederherzustellen, sagt die Direktorin des Unterlinden-Museums, Pantxika De Paepe.
Zahlreiche Spezialprobleme bei Restaurierung
Der Malgrund, die Holztafeln, sind eigentlich gut erhalten. Verändert dagegen haben sich die polychromen Malschichten und vor allem die Lasur. Der Firnis ist durch Staub und Schmutz getrübt.
So ergeben sich zahlreiche Spezialprobleme: Sind beim gelben Mantel des Engels die Bindemittel in den Pigmenten angegriffen? Ist das nachgedunkelte Kupfergrün inzwischen bräunlich geworden - oder ist es nur der Firnis? Ist die Malschicht gut fixiert? Soll man erst den Firnis behandeln und dabei schauen, wie tief die Risse und Absprengungen sind?
Farben des Isenheimer Altars werden sich verändern
Restaurieren heißt nicht nur, das Kunstwerk erhalten. Es bedeutet auch, ästhetische Entscheidungen treffen. So müssen bei den Skulpturen des Niklaus von Hagenau, vor allem bei der zentralen Figur des heiligen Antonius und den zwölf Aposteln, die sich abhebenden Malschichten und das Blattgold fixiert werden.
Auf solche Weise wird der Originalzustand der Skulpturen wiederhergestellt. Bei den Grünewald-Gemälden dagegen werden sich durch die Säuberung der Tafeln aller Wahrscheinlichkeit nach die Farben verändern.
Blauer statt schwarzer Himmel: neue Wahrnehmung des Kunstwerks
Man wolle die ursprüngliche Leuchtkraft der Farben zurückgewinnen, sagt Pantxika de Paepe. Allerdings müsse man damit rechnen, dass der tiefschwarze Himmel der Kreuzigung nach der Restauration nicht mehr schwarz, sondern dunkelblau sei. Es ist wie bei der Sixtinischen Kapelle: Ist der Schmutz erst weg, sieht alles viel frischer aus.