Ausstellung

Intensiv: Die Druckgrafiken von Wilhelm Lehmbruck in der Städtischen Galerie Fellbach

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AUTOR/IN
Silke Arning

Mit seinen Skulpturen hat der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck Maßstäbe gesetzt. Er gilt als Wegbereiter der Moderne, der spätere Künstler wie Joseph Beuys oder Antony Gormley inspiriert hat. Weniger bekannt ist das druckgrafische Werk Lehmbrucks, das jetzt in einer ersten eigenständigen Ausstellung in der Städtischen Galerie Fellbach zu sehen ist.

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Die eigentliche Wirkung entfaltet sich erst beim genauen Betrachten

Für die Ausstellung „Wilhelm Lehmbruck in Paris – Eine Auswahl aus dem grafischen Werk“ braucht man ein wenig Muße und Offenheit. Es ist keine schrille oder provokante Kunst, die sich hier präsentiert und um Aufmerksamkeit buhlt.  

Schnell ist man an der langen Reihe der gut 80 Druckgrafiken vorbeimarschiert und hätte nichts gesehen als eine Vielzahl sich ähnelnder Porträts. Ihre eigentliche Wirkung aber entfalten die grafischen Arbeiten von Wilhelm Lehmbruck erst beim genauen Betrachten. 

„Lehmbruck war ja ein ganz großer Könner, was seine Skulpturen anging, hat dann aber in den Grafiken mit ganz wenig Linien dann doch unendlich viel Nachdenkliches, fast Melancholisches zum Ausdruck bringen können. Das ist große Kunst.“

Selbst nach 30 Jahren zeigt sich der Sammler Klaus Zerres noch immer begeistert von dieser Kunst Lehmbrucks, die während seiner Zeit in Paris entstanden ist.

Das Who-is-Who der Kunst versammelt sich im „Café du Dôme“

Anfang des 20. Jahrhunderts wird das „Café du Dôme“ zum Treffpunkt der internationalen Kunstszene: Picasso, Kandinsky, aber auch Wilhelm Lehmbruck gehören zu den regelmäßigen Gästen.

Es sind nur wenige, aber prägende Jahre, in denen bedeutende Skulpturen wie zum Beispiel „Die Kniende“ entstehen. Und seine insgesamt 200 druckgrafischen Arbeiten.

Die Grafiken wirken, als seien sie spontan entstanden

Es sind sehr stille Werke. Porträts, abstrakte Studien: ein Frauenkopf, ein Rückenakt, Mutter mit Kind, ein sitzendes Mädchen. Alle Bilder wirken irgendwie unvollständig, als ob sie ganz spontan entstanden wären. Es gibt keinen Hintergrund, keinen Raum.

Lehmbrucks ganze Konzentration gilt der Linie, der Reduktion auf wenige Striche, mit denen er zugleich alles ausdrückt, was den Menschen ausmacht: Vertrauen, Angst, Verzweiflung, Einsamkeit.

Das große Thema in Lehmbrucks Werk heißt Mensch

Figuren mit schlanken Gliedmaßen und großer Innerlichkeit – typisch für Lehmbrucks gesamte Arbeit, meint Sammler Klaus Zerres: „Lehmbruck ist ein Bildhauer, aber thematisch inhaltlich ist ja für ihn immer das Thema Mensch, menschliche Gefühle zum Ausdruck zu bringen, Innerlichkeit. Das findet sich in seinen Gemälden wieder, in den Radierungen auch. Insofern ist sein großes Thema Mensch. Da ist dann kein Unterschied, ob es eine Skulptur ist oder eine grafische Arbeit oder ein Gemälde.“

Es braucht Zeit, die Tiefe von Lehmbrucks grafischen Arbeiten zu ergründen.

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Silke Arning