Der Gentlemen-Playboy Gunter Sachs war in der Kunst ein kreativer Autodidakt
Der Jet-Set-Mann Sachs hat glamouröse Destinationen wie Monaco oder Saint Tropez selbst bereist, dort aber mehr gemacht als nur Party. Gunter Sachs war ein furchtlos kreativer und zupackender Autodidakt. So präsentiert ihn die Ausstellung „Gunter Sachs – Kamerakunst“ in der Waiblinger Stihl Galerie. Zu sehen sind dort Teile seiner Kunstsammlung, gemischt mit Sachs' eigenen fotografischen und filmischen Arbeiten.

Fotos, die im Stile Warhols bearbeitet wurden
„Im Prinzip ist es ein Dialog", sagt Galerie-Leiterin Anja Gerdemann. Die eigenen Werke von Sachs und die Werke anderer aus seiner Sammlung sollten nicht getrennt voneinander gezeigt werden; vielmehr sollten die Bezüge zwischen seinen Werken und seiner Sammlung direkt in der Ausstellung sichtbar werden.
So sind Farbfotos, die Gunter Sachs von Claudia Schiffer gemacht und im Stil von Andy Warhol bearbeitet hat, neben Siebdrucken von Warhol selbst zu sehen; diese zeigen Brigitte Bardot zeigen, die zeitweise die Ehefrau von Gunter Sachs war.

Sachs führte ein sorgenfreies Künstlerleben
Sachs fühlte sich Warhol eng verbunden, hatte ihn bereits 1972 in Deutschland ausgestellt; und als niemand die Bilder des noch fast unbekannten Pop-Art-Künstlers erwerben wollte, kaufte Sachs heimlich einen Großteil der Ausstellung selber.
Als Industrieerbe mit geschätzt 500 Millionen auf dem Konto führte Gunter Sachs ein eher sorgenfreies Künstlerleben, spendete seine Tantiemen und Werke häufig für gute Zwecke. Nebenbei sammelte Sachs die Werke von bewunderten Kollegen.

Elegantes Understatement ist nichts für Gunter Sachs
Direkte Nachbarschaft mit Großmeistern der Künste aber ist eine heikle Übung. In der Ausstellung hängen jetzt neben eher schlicht konzipierten, aber um so größer abgezogenen Farbfotografien von Gunter Sachs vergleichsweise winzige schwarz-weiß-Stillleben von Irving Penn. Diese bescheidenen Bilder zeigen Bauschrott, sind aber mit vollendeter Delikatesse als Palladium-Platin-Prints ausgeführt, einer aufwendigen Technik des 19. Jahrhunderts. Solch elegantes Understatement ist nicht die Stärke des Energiebündels Gunter Sachs; seine bestverkaufte Fotografie besticht vor allem durch die formschönen und nackt zur Schau gestellten Brüste des Modells.
Sachs „nicht unkommentiert lassen“
„Die Fotografien von Gunter Sachs zeigen ja häufig diesen weiblichen, schlanken Modelkörper“, analysiert die Kunsthistorikerin Alexandra Karentzos, die im Rahmenprogramm der Ausstellung einen Vortrag halten wird: „Es geht dabei ja auch um so eine kritische Analyse von machtvollen Praktiken des Sehens: Was wird überhaupt gesehen? Und was wird gezeigt? Ich finde, man darf es eben nicht unkommentiert lassen.“
