Ohne voyeuristische Klischees
Mehr als 1.800 Bilder hatte die Kuratorin Stephanie Hermann zur Auswahl, um daraus die Ausstellung zu machen. Gerade mal 40 haben es an die Museumswände geschafft. Geleitet von dem Ziel „den Besuchern einen Einblick in die Prostitution zu geben, den sie so nicht haben, ohne voyeuristische Klischees zu bedienen, oder überhaupt Klischees zu bedienen. Es geht um die Frauen“, so Hermann.

Viele haben ihre Heimatländer verlassen, um der Armut und der Perspektivlosigkeit zu entfliehen — in Deutschland finden sie sich dann in einer noch prekäreren Lage wieder. Es gibt auch selbstbestimmte und gut bezahlte Prostituierte, aber das sind nicht die Frauen, die zur Amalie-Beratungsstelle kommen und die man auf den Schwarz-Weiß-Bildern dieser Ausstellung sieht.
Zehn Frauen haben mitgemacht
Denn: Keine zeigt ihr Gesicht, alle tragen ausdruckslose weiße Masken. Etwa die Frau in schwarzen Dessous, die sich das Gesicht wäscht oder eine andere, die allein in einem Raum voller Spielautomaten sitzt. Zehn Frauen haben bei dem Projekt mitgemacht, bei dem es nicht um dokumentarische, sondern um inszenierte Fotografie geht. Und bei dem es nach Angaben der Beratungsstelle Amalie kein Problem war, dass ein Mann — Fotograf Hyp Yerlikaya— die Bilder macht.
Julia Wege von der Beratungsstelle erzählt: „Und dann haben wir die Frauen selbst gefragt, welche Orte sind euch wichtig? Wir haben auch gesagt: ihr könnt euch gerne beteiligen: Was wollt ihr anziehen? Welche Details sind euch wichtig?“ Vor den Foto-Sessions gab es Interviews und Gespräche und auch daraus finden sich Teile in der Ausstellung wieder.

In der Mitte der Gesellschaft sichtbar machen
So erzählen die Bilder, von denen keines sexuell oder erotisch aufgeladen wirkt, an einem bei Familien sehr beliebten Ort — zwischen „Eiszeitsafari“ und „Ägypten — Land der Unsterblichkeit“ von einem sehr harten und einsamen Leben, aber auch von Hoffnung und der Suche nach Normalität. Damit holt die Ausstellung die Frauen in die Mitte der Gesellschaft. Und da gehören sie hin.