Mit rund fünfzig selten gezeigten Hauptwerken aus dem Georgischen Nationalmuseum in Tiflis präsentiert die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel den georgischen Maler Niko Pirosmani, einen rätselhaften Einzelgänger und international noch immer kaum bekannten Pionier der modernen Kunst.
In Georgien ein Star, international wenig bekannt
In Georgien schmücken seine Werke sogar Geldscheine – international aber ist der Künstler Niko Pirosmani noch immer wenig bekannt. Überhaupt gibt es nur wenige gesicherte Fakten über das Leben dieses georgischen Malers – geboren irgendwann 1862, gestorben 1918 in großer Armut und Einsamkeit.

Ein Grab gibt es nicht. Dafür aber immensen Nachruhm. Pirosmani ist legendenumwoben wie kaum ein anderer Künstler: „Er war berühmt im Osten, also östlich des eisernen Vorhangs war das eine bekannte Figur, schon in Georgien eine Legende, dann gab es Ausstellungen in der Sowjetunion und den sogenannten Bruderstaaten. Und ein weiterer Hinweis auf die Popularität: 1982 hat Alla Pugacheva, eine russische Sängerin, ein Lied gesungen, das basiert auf einer Geschichte von Pirosmani. Noch heute kennen das alle, es ist ,Eine Million Rosen‘“, sagt Daniel Baumann, Kurator der Ausstellung in der Fondation Beyeler.
Bildfüllende und surreal wirkende Motive
Eine Million Rosen soll Pirosmani einst gekauft haben, um sie der französischen Sängerin und Schauspielerin Marguérite de Sèvres zu schenken. Dafür habe er all sein Hab und Gut verkauft, so die Legende. Sicher ist nur: Er malte sie.
„Die Schauspielerin Margarita“ ist eines von 50 Pirosmani-Gemälden aus dem Georgischen Nationalmuseum, die jetzt in Basel zu entdecken sind. Als puppenähnliche Lichtgestalt malte Pirosmani seine Angebetete – weiße Haut, weißes Tanzkleid, in der linken Hand ein weißer Blumenstrauß. Eine bildfüllende surreal wirkende Figur, die uns aus großen freundlichen Augen direkt anschaut. Würdevoll wie eine Ikone.
Respektvolle Malerei eines Autodidakten
So blicken sie alle auf Pirosmanis Bildern: Ein Fischer im roten Hemd mit einem Hut, der an einen Heiligenschein erinnert, ein bärtiger Hausmeister und ein schwer bepacktes Kamel, ein Hirsch, eine Giraffe, genauso wie die Menschen auf dem Bild mit dem Titel „Kinderloser Millionär und arme Frau mit Kindern“.
Er malt die Armen, er malt die Reichen, er malt die Edlen, er malt die Frauen, er malt die Tiere. Und er malt sie alle mit dem gleichen Respekt.
Ursprünglich nicht für den Kunstmarkt gedacht
Seine Malerei war zunächst nicht für die Kunstwelt bestimmt. Der Autodidakt Pirosmani verkaufte seine Bilder meist an Tavernen. Dort wurden sie von russischen Avantgarde-Künstlern entdeckt und schon 1913 in Moskau zusammen mit Werken von Kasimir Malewitsch und Marc Chagall ausgestellt.
Sagenhafte 110 Jahre später gibt es nun in Basel die seltene Gelegenheit, diesen mysteriösen Meister der georgischen Moderne neu zu entdecken.
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