Frantisek Kupka "Pionier der Abstraktion" in Paris

Mit Kupka begann die Abstraktion

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Am 21.3.2018 von Kathrin Hondl

„Ich habe eine vollkommen neue Malerei geschaffen“, sagte Frantisek Kupka über seine Kunst. Spirituell müsse sie sein, ausgehend von poetischen und philosophischen Gedanken. Der 1871 in Tschechien geborene Künstler war ein „Pionier der Abstraktion“. So lautet der Titel einer großen Kupka-Retrospektive im Pariser Grand Palais.

Prolog mit Madame Kupka

Als Prolog hängen nebeneinander zwei Porträts von Madame Kupka. Sie nehmen die Vielgesichtigkeit des Künstlers Frantisek Kupka sehr schön vorweg.

Links, aus einer Pariser Privatsammlung, ein impressionistisch wirkendes Gemälde, figurativ, in gedämpften Blau- und Grüntönen. Rechts, ein Farbenmeer aus dem New Yorker MoMA: „Madame Kupka zwischen Vertikalen“: Nur noch ein kleiner Gesichtsausschnitt ist zu erkennen in den senkrechten Balken aus kräftigem Rot, Blau, Orange und Grün.

Frantisek Kupka. Zwei Porträts seiner Frau im Pariser Grand Palais. (Foto: SWR, SWR - Foto: Kathrin Hondl)
Der Prolog der Ausstellung zeigt die Entwicklung von Frantisek Kupka. Zwei Porträts seiner Frau, links impressionistisch und figurativ. Rechts ein Farbenmeer: „Madame Kupka zwischen Vertikalen“.

Eine Figur aus Farben

Das Bild scheint zu schwingen und zu klingen... „Ich glaube, dass ich etwas finden werde, das zwischen Sichtbarem und Hörbarem liegt“, schrieb Kupka einmal, „eine Figur aus Farben, wie Bach sie aus Tönen geschaffen hat.“

Bachs Musik als wichtige Anregung

Markéta Theinhardt, eine der drei Kuratorinnen der Ausstellung: „Bach war für Kupka sehr wichtig, aber er hat immer gesagt: Musik ist nichts anderes für uns, also für die bildenden Künstler, als eine Metapher.“

Theinhardt steht vor dem berühmten Bild „Amorpha. Fuge in zwei Farben“, das Kupka beim Pariser Herbstsalon 1912 präsentierte und vielen als das erste nicht gegenständliche Bild der Kunstgeschichte gilt. Eine Komposition blauer und roter Farbflächen, ornamental kreisförmig ineinander verschlungen. Pure Abstraktion, musikalische Malerei.

Und doch gab es zu „Amorpha“ ein Vorbild, im Grand Palais hängt es einige Säle weiter vorne im Ausstellungsparcours: Ein Mädchen, Kupkas Stieftochter, nackt im Sonnenlicht auf einer Wiese, mit einem rot-blauen Ball in der rechten Hand. Genau diesen Ball versuchte Kupka dann, in „Amorpha“ als Bewegung darzustellen.

Kupka: Nicht abstrakt, sondern konkret

Kuratorin Markéta Theinhardt meint, Kupka habe das nicht als Abstraktion verstanden: „Er meinte eher, die Kunst kann nie abstrakt sein. Sie kann nur konkret sein. Konkrete Kunst. Er mochte auch den Begriff des Konstruktivismus, weil es etwas aus erfundenen Elementen Konstruiertes ist.“

Kupka erfand sich immer wieder neu

Der Künstler Kupka erfand sich und seine Kunst immer wieder neu. Die klug chronologisch gehängte Retrospektive im Grand Palais zeigt das mit mehr als 300 Werken.

Von frühen Illustrationen und Karikaturen für Zeitschriften bis zur konkreten Kunst der Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Kupka war ein Solitär und gleichzeitig im regen Austausch mit den Ismen der Avantgarden: Symbolismus, Impressionismus, Futurismus, Kubismus, Orphismus sind sichtbar in seinen Bildkompositionen.

Großartige Gemälde des "kosmischen Frühlings"

Und immer wieder spirituelle, esoterische Gedanken und Ideen, die den Theosophen Kupka sein Leben lang begleiteten. Zum Beispiel in den großartigen Gemälden eines „Kosmischen Frühlings“, die den winterlichen Frühlingsanfang hinreißend erhellen und erwärmen.

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SWR