Fünfzig Prozent der UNESCO-Weltkulturerbestätten liegen auf nur einem Kontinent: Europa. Zum 50jährigen Jubiläum der Welterbe-Konvention hat dies der Direktor des Welterbezentrums in Paris, Lazare Eloundou Assomo, einmal mehr kritisiert. Es liege nicht mehr an Eurozentrismus, sagt der Ethnologe Christoph Brumann, sondern am Zugang zum Anerkennungsverfahren.
Deutschland ist im internationalen Vergleich überrepräsentiert
Alleine in Deutschland gibt es 51 UNESCO-Weltkulturerbestätten. Damit erreicht Deutschland nach Italien (mit 59 Stätten) und China (mit 57 Stätten) den dritten Platz in der internationalen Liste. Besonders die Region Subsahara-Afrika ist im Verhältnis stark unterrepräsentiert.
Dass außereuropäisches Kulturerbe zu wenig gewürdigt werde, sei nicht mehr der Fall, meint der Ethnologie Christoph Brumann vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle. Da habe sich eine Menge getan.
Seit den 1990er-Jahren wurde der Begriff des Kulturerbes auf Holz- und Lehmbauten erweitert, wodurch auch viele bedeutende Kulturstätten nichteuropäischer Länder für die Liste in Frage kamen.

Die internationale Unausgewogenheit lässt sich durch die ungleiche Verteilung von Ressourcen und langwierige Verfahren erklären
Das Ungleichgewicht sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Staaten selbst die Nominierungen vornehmen. Die Länder des Nordens verfügen über deutlich mehr Ressourcen, um sich in dem langwierigen Bewerbungsverfahren durchzusetzen, meint Brumann.
Für Entwicklungsländer würde die Anerkennung ihrer Kulturerbestätten durch die UNESCO zwar einen leichteren Zugang zu Fördermitteln für deren Erhalt bedeuten und die Möglichkeit auf mehr internationale Besucher bestehe.
Dennoch gibt Brumann auch zu bedenken, dass gerade in den vergangenen Jahren immer wieder Kulturerbestätten wie Palmyra oder Hatra zu Zielscheiben terroristischer Anschläge wurden, gerade weil sie durch die Anerkennung in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rücken.