Eine Webseite als Aufruf zum Terror?
Bei der Aktion hatte das Kollektiv in Zusammenarbeit mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und anderen Akteur*innen eine interaktive Karte im Netz veröffentlicht, auf der koloniale Denkmäler und Straßennamen deutschlandweit verzeichnet waren. Gleichzeitig sind auf der Webseite Informationen zu dekolonialem Aktivismus und Kontakte zu Initiativen vor Ort zu finden. Das LKA Berlin sieht die Aktion als Aufruf zur Beschädigung der Denkmäler.
„Unsere kulturelle Vergangenheit ist etwas, was in sozialen Kämpfen und in Diskussionen lebendig bleibt und eben auch markiert werden kann“, erklärt Alexander Christian Albrecht-Bloch den Hintergrund. „Mir ist kein einziger Fall bekannt, dass Leute, die an der Statuen herumgespielt haben direkt auf das Peng!-Kollektiv, die Website oder auf die 'Initiative Schwarze Menschen in Deutschland' Bezug genommen haben”, sagt er. Ihm sei lediglich eine Aktion bekannt, bei der auf eine Statue „Decolonize Berlin” gesprüht wurde — das sei jedoch Teil des Diskurses und eine mögliche Verantwortlichkeit des Kollektivs werde konstruiert.
Kritische Auseinandersetzung muss möglich sein
Wenn man merke, wieviele Verbrecher — etwa Beteiligte am Völkermord an den Herero und Nama — mittels dieser Statuen und Straßennamen im öffentlichen Raum präsent seien und man die einfach stehen ließe und sage „das diskutieren wir nicht“, dann finde er das höchst problematisch, so Albrecht-Bloch.
Framing von Terror sei etwas Hochpolitisches — Taten wie der Anschlag vom Breitscheidplatz oder die Morde des NSU seien gezielt dazu da, eine Gesellschaft in Angst zu versetzen, so der Aktionskünstler und gibt zu bedenken, dass seine Aktionskunstgruppe unter anderem vom Berliner Senat gefördert werde und „eher Kuschelpop-Kunst“ mache. 2018 zum Beispiel wurde die Gruppe mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
„Die Vielen“ unterstützen das Peng!-Kollektiv
„Das LKA hatte hier offenbar einen Nervenzusammenbruch”, folgert der Alexander Christian Albrecht-Bloch, „und ich finde es ziemlich peinlich und leider auch eine Grenzüberschreitung, welche auch für andere Künstler*innen, die im rassismuskritischen und dekolonialem Bereich arbeiten, ein Warnsignal, eine Einschüchterung, ist.”
Unter dem Titel „Kunstfreiheit darf nicht auf die Terrorliste“ haben sich daher nun Kunst- und Kulturschaffende in einem offenen Brief an den Berliner Senat gewandt. Zu den Unterzeichner*innen des offenen Briefs zählten vor allem Berliner Kulturinstitutionen, aber auch prominente Einzelpersonen wie der Satiriker Jan Böhmermann und die Dramatikerin Sybille Berg.