Rettung von Museumsexponaten und Denkmälern läuft bereits seit Mitte März
Verpackungsmaterial, Noppenfolie, Klimakisten und Spezial-Feuerlöscher: Seit Mitte März hat das „Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine“ bereits 12 LKWs und Busse sowie einen Güterzug in die Ukraine geschickt, um die Rettung von Museumsexponaten und Denkmälern zu ermöglichen.
Der Kunsthistoriker Matthias Müller von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gehört zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks. Er weiß, was die Helfer und Helferinnen in der Ukraine momentan brauchen: „Am meisten benötigt werden Brandschutzlacke. Warum? Die berühmten Holzkirchen in der West-Ukraine, die auf der Unesco-Welterbeliste stehen, sind noch überhaupt nicht geschützt.“

Der Kontakt in die Ukraine ist eng
Im „Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine“ arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Sparten zusammen: Beteiligt ist die deutsch-ukrainische Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft, der Kunsthistorikerverband, Speditionsfirmen, eine Mainzer Ballettschule bis hin zum Feuerwehrverband Rheinland-Pfalz.
Gerade diese Mischung mache das Netzwerk so handlungsfähig, sagt Matthias Müller. Der Kontakt in die Ukraine ist eng. Jede Woche gibt es eine Video-Konferenz mit allen großen Museen in Kiew, Charkiw, Lwiw, Odessa oder Tschernihiw. Wichtige Informationen werden ausgetauscht, auch über die Situation der kleineren Regional- oder Freilichtmuseen.
Quer durch die Ukraine konnten bereits wichtige Sammlungen und Denkmäler gerettet werden, so Matthias Müller. Zum Beispiel der gesamte Bestand des Khanenko-Museums in Kiew oder Exponate aus größeren Museen in Lwiw.
Die langfristige Perspektive bleibt im Blick
Die Verantwortlichen in der Ukraine lassen die Kulturgüter ganz bewusst im eigenen Land. Zum einen befürchten sie Transportschäden, zum anderen juristische Komplikationen oder Probleme bei der Rückführung. Die genaue Lage der Verstecke wird geheim gehalten.
Trotzdem haben die ukrainischen Kulturgut-Retter Angst, dass russische Soldaten die Verstecke entdecken und die geretteten Kunstwerke zerstören oder verschleppen könnten. Kirchen, Museen, Bibliotheken, historische Gebäude: Die UNESCO hat mittlerweile Schäden an mehr als 130 kulturellen Stätten bestätigt.
Solange der Krieg andauert ist das kulturelle Gedächtnis der Ukraine in Gefahr. Deshalb plant das Netzwerk weitere Transporte mit Schutzmaterialien, die bis nach Odessa und in die Ost-Ukraine gelangen sollen. Gründungsmitglied Matthias Müller sagt, die Beteiligten wollten nicht nur akute Hilfe leisten, sie hätten auch die langfristige Perspektive im Blick.