Besonders berührend sind die Bilder, die mit der Illusion von Stärke brechen: John Coplans etwa hat seinen alternden Körper mit Falten, Fettpölsterchen und welken Muskeln dokumentiert – lediglich sein Gesicht ist in der Körperstudie nicht zu sehen. Oder die Bilder portugiesischer Stierkämpfer nach der Show, fotografiert von Rineke Dijkstra. Jenseits der heroischen Helden-Pose zeigen sie die Verletzlichkeit dieser vermeintlich „echten Männer“.
Wann ist ein Mann ein Mann: Vielfalt der Männlichkeiten
Was macht den Mann zum Mann, was macht die Frau zur Frau – was befindet sich dazwischen? Diese Fragestellung schwingt immer mit. Als die Homosexuellen-Bewegung in den 1970er Jahren an Sichtbarkeit gewann, stellte sie performativ und öffentlichkeitswirksam die tradierten Geschlechts- und Sexualitätsvorstellungen der Gesellschaft in Frage: Schwule als männlich codierte Uniformträger anstelle des stereotypen effeminierten Feingeists, lesbische Frauen in ebenfalls männlich codiertem „Butch-Look“ und Drag Queens, die zwischen männlich und weiblich changieren – um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Verletzlichkeit hinter dem Klischee
Sam Contis' Bilder dagegen setzen sich nicht mit der performativen Männlichkeit auseinander, sie rückt ein Körpermerkmal in den Mittelpunkt: den Adamsapfel. Generell als Zeichen von Männlichkeit verstanden – wie der Name auch unmissverständlich klar macht – erscheint er auf den Nahaufnahmen plötzlich verletzlich und zart.
Balanceakt zwischen kritischem Hinterfragen und stereotyper Darstellung
Andere Bilder dagegen tappen in die Falle der männlichen Selbstdarstellung: Statt Rollenmuster aufzubrechen, zementierten sie diese. Statt Klischees zu hinterfragen, würden Stereotypen reproduziert.
Die Ausstellung im Gropius-Bau in Berlin läuft noch bis 10. Januar 2012.