
Menschenleeres Abendmahl
Ben Willikens, 1939 in Leipzig geboren, zählt zu den wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen Kunst. Sein bekanntestes Werk: „Das Abendmahl“, in dem er Leonardo da Vinci zitiert und sein „Leipziger Firmament“, ein über 460 Quadratmeter großes Deckengemälde im Museum der Kunst in Leipzig.
Ein „gottverlassenes” Bild ist sein bekanntestes. Ein „Abendmahl”, das auf den ersten Blick genau so aussieht, wie das von Leonardo. Doch auf den zweiten sieht man: Es ist völlig leer. Kein Jesus, keine Jünger, niemand. Und die Portale an der Seite des seltsam kalten Raumes wirken bei genauem Hinsehen wie Gefängnis- oder Anstaltstüren.
Sanatoriumaufenthalt in den 60er Jahren
Der Grund, warum sich in den Bildern von Ben Willikens bis heute keine Menschen finden, geht auch auf seinen Aufenthalt in einem Sanatorium Ende der 60erJahre zurück. Die traumatischen Erfahrungen, die er dort machte, flossen ein in seine berühmten Anstaltsbilder. Zu sehen: kalte, sterile Funktionsräume mit Badewannen, Waschtischen, Betten, Stühlen oder vergitterten Fenstern. Unmenschliche Räume vom Menschen geschaffen.
„In dieser Klinik habe ich mich entschlossen, ich beschäftige mich nicht mit dem Menschen. Ich will ihn nicht mehr malen oder zeigen. Ich will mich künstlerisch gar nicht direkt mit ihm auseinandersetzen, ich weiß nicht, was hinter der Maske vorgeht.“
Indirekt setzt sich Ben Willikens natürlich schon mit dem Menschen auseinander. Und zwar, indem er den architektonischen Raum zeigt, den der Mensch vielleicht gerade verlassen hat – angedeutet etwa durch eine Tür, die leicht offensteht.
Die zweite Konstante im Werk Willekins ist das Grau
Neben der Abwesenheit des Menschen ist die zweite Konstante im Werk des 1939 in Leipzig geborenen Künstlers die Farbe Grau. Als Kind irrte er im Winter '43 durch die von Luftangriffen zerstörte Stadt, die bedeckt war vom Schnee, der sich mit der Asche vermischte. Eingefrorenes Grau, wie er es nennt, das ihn in all seinen Schattierungen begleitet. Nicht nur in seinen Anstaltsbildern, sondern auch in seiner Serie „Orte“, einer Auseinandersetzung mit der monumentalen Architektur der Nationalsozialisten.