Gespräch

Baden-Württemberg gibt Benin-Bronzen aus Linden-Museum Stuttgart zurück

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Julian Burmeister

Nach gut 125 Jahren ist es soweit: Ein Teil der 1897 aus dem damaligen Königreich Benin gestohlenen Kunstschätze soll in die Eigentümerschaft des heutigen Nigeria übergehen. ,,Eine längst fällige Rückgabe", sagt die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Petra Olschowski im Gespräch mit SWR2.

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Konkret geht es dabei um 70 Objekte, die im Linden-Museum in Stuttgart zu sehen sind.

Petra Olschowski sagt über die Raubkunst in der kolonialen Vergangenheit: ,,Es ist ein Unrecht, das wir nicht ungeschehen machen können, das wir sehr wohl aber wieder gutmachen wollen."

Rund 25 Objekte sollen als Leihgabe in Stuttgart bleiben.

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Rückgabe von Raubkunst: Dekolonisierung oder reine Symbolpolitik?

„Wir haben uns angewöhnt, dass wir uns holen, was wir brauchen und das auch von anderen Kontinenten. Das geht nicht mehr, das führt unseren Planeten in die Katastrophe“, sagt der Historiker Jürgen Zimmerer.

Er ist Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Uni Hamburg. Für uns ordnet er ein, wie die Kolonialzeit und das Ausbeuten von Regionen im Globalen Süden mit dem Klimawandel zusammenhängen und erklärt, warum es so lange gedauert hat bis zur Rückgabe von Raubkunst aus Afrika.

Einer der bekanntesten Fälle sind die Benin-Bronzen. Frankreich und Deutschland haben sich vorgenommen die Kunstwerke zurück zu geben. Aber wie kamen die wertvollen Bronzen überhaupt nach Europa?

Darüber sprechen wir mit Amina Aziz. Sie hat die Geschichte für den ARD-Kulturpodcasts „Akte: Raubkunst?“ recherchiert und schildert den gewaltvollen Weg einiger Benin Bronzen aus dem heutigen Südwesten Nigerias nach Deutschland. „Britische Soldaten haben Benin City auf brutalste Weise eingenommen, sie haben Dörfer und Städte niedergebrannt und den Palast geplündert. Und sie waren stolz darauf, wie wir von Fotos wissen.“
Noch mehr Informationen zum Thema gibt es im Podcast „Akte: Raubkunst“ von ARD Kultur. Zu hören ist diese Serie, unter anderem, in der ARD Audiothek.

Habt ihr noch mehr Themen, die wir uns dringend anschauen sollten? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de

Host: Max Knieriemen
Redaktion: Max Knieriemen und Kristine Harthauer

Kunst Benin-Bronzen: Webseite listet erstmals die betroffenen Raubkunst-Objekte auf

Nach der umstrittenen Einigung zwischen Deutschland und Nigeria über eine „substanzielle“ Rückgabe der Benin-Bronzen im April 2021, sind nun zum ersten Mal alle Informationen zu den betroffenen Museumsobjekten auf einer Webseite aufgelistet und öffentlich zugänglich.

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Das Landesmuseum Mainz gibt eine bedeutende Benin-Bronze an Nigeria zurück. „Gerade Exponate der Benin-Bronze sind für die Provenienzforschung wichtig“, sagt Dr. Anna-Maria Brandstetter, Kuratorin der Ethnografischen Studiensammlung in SWR2. Eben weil Herkunft und die koloniale Vorbelastung hier so eindeutig gegeben seien.

SWR2 Journal am Mittag SWR2

Buchkritik Bénédicte Savoy – Afrikas Kampf um seine Kunst

Sie gilt als kunsthistorisches Gewissen der Nation: Bénédicte Savoy will Raubkunst zurück nach Afrika bringen und erklärt, was das mit moderner Gesellschaftspolitik zu tun hat.
Rezension von Jochen Rack.
C.H. Beck Verlag, 256 Seiten, mit 16 Abbildungen, 24 Euro
ISBN: 978-3-406-76696-1

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